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Die Peterskirche in Kirchdornberg

In der Chronik der Peterskirche zu Kirchdornberg bei Bielefeld wird 1050 n. Chr. als das Jahr des Baubeginnes genannt. Im 14. Jahrhundert sei das heutige Kirchenschiff im gotischen Stil hinzugebaut worden. Das mag so stimmen. Doch dort, wo heute das Pfarrhaus steht, soll dereinst, vor der Erbauung des Kirchenschiffes eine Burg gestanden haben. Diese, so berichten alte Texte, gehörte dem Grafen Waltgerus/Wolderus/Walther. Nachdem sein Geschlecht ausgestorben war, sei die Burg an die Kirche gekommen. Da die alte Chronik nur undeutlich zu lesen ist, kann ausgestorben auch ausgewandert oder weggezogen lauten. Das aber nur am Rande.

Eine Burg aber ist nicht einfach als Kirche zu nutzen. Also baute der nach Kirchdornberg gesandte Priester den vorhandenen Bau mit den gegebenen Materialien weitestgehend um. Es dauerte, wie bei Kirchenbauten, länger als gedacht. Wen wundert es. Die Kirche hat schließlich alles, aber kaum Geld, auch wenn sie es im Keller stapeln könnte. Doch egal wie lange es bei dem permanenten Geldmangel auch dauerte, der Umbau der Burg in eine Kirche wurde beendet und der Tag der Weihe kam. Nach der Weihemesse durch einen Kardinal ging die Gemeinde zur Tagessordnung über.

Kirchweihe. Dieses Fest wollte man sich schon damals nicht entgehen lassen. Die Honoratioren des Dorfes hatten sich dann auch nicht lumpen lassen. Die gebackenen Brote und die seit dem Morgen sich über dem Feuer drehenden Ochsen kamen am Abend, gut Portioniert, auf die Teller. Ob arm oder reich, alle labten sich am Essen und spülten ausgiebig mit dem frisch gebrauten Bier die durstigen Kehlen. Dann spielten Kapellen auf und es wurde getanzt. Ab und zu wurde die Kehle noch ordentlicher benetzt und so langsam und sicher hatten die Meisten der Feiernden einen ordentlichen Rausch. Dazu zeigte man sich lustiger als man sollte. Später, als es begann zu dunkeln, wurden auch die Reden, der zunehmend Trunkenen, von ihren immer größer werdenden Heldentaten gefüllt.

Angeben, gut. Im Rausch war und ist nicht viel dagegen einzuwenden. Wenn es aber gegen Schutzgeister ging, dann sollte man langsam aber sicher vorsichtig werden. Leider gibt es immer Personen, die sich an gewisse Dinge nicht halten können. So auch Peter, der Sohn des örtlichen Gutsbesitzers. Der musste es an diesem Tag gehörig übertreiben. Mit mehr Bier statt Blut in den Adern behauptete er das eine Leiche unter der Kirche läge und deren Seele zum Schutz der Kirche an den Bau gebunden sei. Das wollte er dann auch beweisen können. Volltrunken wie er war, holte sich Peter denn auch in der Nachbarschaft der Kirche eine Schüppe und machte sich ans Werk.

Wie auch immer. Ohne lange suchen, oder graben zu müssen, fand er die Stelle an der die Leiche des Ortsmitgliedes vergraben war, das als Kirchenschutzgeist ausgesucht worden war. Wenig später war es soweit. Peter traf mit der Schüppe auf ein Hindernis. Etwas vorsichtiger grub er weiter. Dann legte er die sterblichen Überreste des oder der Unglücklichen frei. Als er sah und verstand was er da ans Licht geholt hatte, schrie er hemmungslos los. Sein Fund bestand aus der Leiche eines Mastino-Hundes und einer Frauen. Ein Freund von Peter holte ihn mit einer ordentlichen Watschn wieder in die Realität zurück. Mit leichtem Widerwillen säuberte der Finder das Gesicht der Toten. Dann war er endgültig wieder nüchtern. Er erkannte das die Frau erdrosselt worden und seine jüngere Schwester Mechthildis war, die er schon seit einiger Zeit vermisst hatte. Nachfragen hatten ihm immer nur neue billige Ausreden gebracht. Aber so eine Antwort hatte er auch nicht haben wollen. Dafür machte sein Verstand dicht. Vereinfacht gesagt wurde Peter kurz und bündig deppert und einige Tage nach seinem Fund in ein abgelegenes Kloster gebracht.

Das Loch, das er gegraben hatte füllten Priester und Küster schnell und so gut es ging im Geheimnen wieder mit Erde auf. Der Schutzgeist der Kirche sollte nicht für groben Unfug geweckt werden. So geht auch heute noch Mechthildis vom Kirchdornberg an gewissen Feiertagen der Peterskirche als Geist um, damit Frevler von ihr Vertrieben werden mochten. Jedenfalls steht es so in den alten Texten. Es ist nur noch nicht ganz sicher ob alles so gelesen wurde, wie die jetzt vergilbten Worte einst gelautet haben. Was aus Peter geworden ist wurde nicht überliefert. Vermutlich ist er im Kloster eines friedlichen Todes gestorben. Es wäre aber auch denkbar das er nach seinem Ableben wieder mit seiner Schwester vereint wurde und sie nun gemeinsam Gott loben oder als Schutzgeister, nebst Hund, die Peterskirche in Kirchdornberg schützen.