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Die Blutsteine - Teil 2

Enrico hatte sich mit seinem neuen Status angefreundet. Seine erste und selbstgewählte Aufgabe sollte also etwas mit den Blutsteinen sein. Er konnte sich zwar vorstellen was das sein sollte, aber wirklich viel war ihm über diese Dinger nicht bekannt. Da halfen ihm seine neuen Fähigkeiten auch nicht sonderlich weiter. Also galt es sich aufs neue mit Suchen und Lernen zu befassen. Zum Glück reichte es, wenn Enrico etwas einmal vor Augen hatte, um zu behalten was da stand. Enrico nahm sich vor das Ganze trotz allem nicht mit Hektik anzugehen. Im Laufe der Zeiten war er garantiert nicht der Erste der sich mit ausgerechnet diesem Thema befasst hatte. So machte er sich an den Anfang der Aufgabe.

Mit den Fähigkeiten eines Fast-Dämons stellte er sich eine Burg auf den Hügel. Danach sorgte er dafür das diese Behausung nur von ihm gesehen und betreten werden konnte. Mit dieser Grundausrüstung machte Enrico weiter. Es galt nämlich nun Wissen über die Blutsteine zu erlangen. Dazu begab sich der Suchende in die nächste Wissenssammlung und versuchte hier sein Wissen zu erweitern. Enrico brauchte trotz seiner Fähigkeiten eine ganze Weile um in Erfahrung zu bringen was diese Steine eigentlich waren.

Blutsteine, von denen hier die Rede ist, bestehen aus zweierlei Blut welches durch besondere gesprochene Formeln in Stein gewandelt wurde. Mit diesen konnte dann, sofern der Benutzer die göttliche Erlaubnis hatte, ein starker Heiler sogar Tote zum Leben erwecken.

Enrico schluckte. Für so mächtig hatte er Steine eigentlich nicht gehalten. Aber wenn in diesem uralten Buch so etwas zu lesen war, dann musste da schon etwas dran sein. Allerdings war mit diesem Wissen das Interessante in dieser Bibliothek auch schon wieder am Ende und Enrico mußte weiter suchen. Nach und nach bekam Enrico alles zusammen was sich über diese ominösen Blutsteine in Erfahrung bringen ließ. Für ihn blieb noch die Frage zu beantworten ob er tatsächlich einige dieser Steine anfertigen wollte, ober besser nicht. So beschloß er sich vorerst nach einem Heiler umzusehen oder umzuhören, der es vielleicht Wert war, so kräftige Heilmittel in die Hände zu bekommen.

Zum Erstaunen des Beinahe-Dämons gab es einen Anwärter auf diese Stellung. Dieser wußte nur noch nichts davon. Enrico suchte den Heiler auf um zu ergründen warum ausgerechnet er diese Fähigkeiten durch die Blutsteine bekommen sollte. Eine Weile später war klar warum die Blutsteine erschaffen und an diesen Heiler gegeben werden sollten. Zusätzlich erfuhr Enrico auch noch das es ausgerechnet an ihm lag dieses Werk zu vollenden um selbst zum vollwertigen Dämon zu werden.

Enrico wartete ab bis der Heiler sein Tagewerk vollendet hatte. Dann nahm er den Erschöpften mit sich in die Burg. Hier ließ er den Heiler sich in Ruhe erholen bevor es ans Erklären ging. Enrico teilte seinem Gast mit das sie gemeinsam Blutsteine erschaffen sollten. Der Heiler würde sie danach für seine zukünftigen Heilungen benötigen und Enrico in der Hierarchie zum Volldämon aufsteigen.

Der Heiler wich zurück. Er hatte schon so einiges über Wesen wie Dämonen gehört, aber gleich bei einem aus dieser Riege der Guten zu sein, das mußte erst einmal verdaut werden. Enrico gab ihm die Zeit und erledigte vieles von dem, was zur Schaffung der Blutsteine von Nöten war. Der Heiler suchte Enrico am Ende der Bedenkzeit auf und willigte ein sich am Werk zu beteiligen.

Enrico nickt dankbar. Anschließend ging es in den Keller zum Labor. Enrico und Heiler machten sich ans Werk. Es wurden von beiden Suchenden Formeln und Beschwörungen rezitiert, Flüssigkeiten in Kolben und Kelchen erhitzt oder eingekocht. Dann ging es, nach einer ausgedehnten Erholungspause, ans große Werk. Enrico holte einen größeren,, von ihm geweihten Kelch von einem Regal und stellte ihn vor sich auf den Steintisch. Jetzt ließ sich vom Heiler nach und nach die mit Flüssigkeiten gefüllten Kelche und Kolben geben. Vorsichtig ließ er von den Tinkturen die angegebene Anzahl an Tropfen in den großen Kelch fallen. Mal kam etwas Rauch hoch, dann blubberte es oder zischte. Enrico und Heiler sahen sich zwischendurch froh und fragend an. Ihr Tun hatte bis jetzt jedenfalls noch nicht zu einer Explosion oder anderen Unannehmlichkeit geführt.

Endlich war, bis auf das Wichtigste, alles in vorgegebener Menge im Kelch. Das, was fehlte, waren einige Tropfen Blut von Enrico und von dem des Heilers. Sie sahen sich abwartend an. Einige Augenblicke später streckte der Heiler seinen Arm vor. Enrico war etwas zögerlicher. Dann aber befanden sich die Handgelenke von Fastdämon und großem Heiler über dem Kelch. Sie nickten sich aufmunternd zu. Enrico streckte seine Hand aus, setzte den Daumennagel an seinem Handgelenk an und fügte sich einen Schnitt zu. Kurz darauf hatte auch sein Gegenüber einen Schnitt am Arm. Das Blut begann in den Kelch zu tropfen. Die Flüssigkeit darin begann zu brodeln und färbte sich dunkelrot. Gebannt verfolgten Enrico und Magier das Treiben. Sie wussten aber auch nicht wann sie genug Blut investiert hatten um ihr Werk zu vollenden. Das übernahm wenig später jemand wichtigeres. Die Helligkeit im Labor nahm beinahe schlagartig zu. Enrico und Heiler spürten Zeitgleich eine sich steigernde Wärme im Bereich der Schnitte an ihren Handgelenken. Sie sahen kurz hin und stellten fest das die Blutungen aufgehört hatten und sich schlossen. Ihre Augen hingegen hatten bei der mittlerweile enormen Lichtfülle gehörige Probleme überhaupt noch etwas wahrzunehmen.

Davon sprach oder dachte Derjenige, der für diese Lichtmenge verantwortlich war. Der Heiler erfuhr endlich wozu das alles notwendig war. Er sollte, wenn er wollte, in Auftrag von Engeln jeden Verwundeten heilen können. Gleich aus welcher Hierarchie dieser stammte. Natürlich durfte der Heiler auch Personen oder Tiere heilen, die er behandeln wollte. Es bedurfte ja als Mensch noch Nahrung und die gab es nun einmal nicht für seines Gleichen in höheren Gefilden. Enrico hingegen bekam die Aufgabe die Blutsteine sowie den Heiler zu beschützen. Wenn es der Höchste befürwortete, dann sollte Enricos höherer Rang in der Hierarchie bestätigt werden. Sollte er seinen Teil der Aufgaben zu aller Zufriedenheit erledigte, dann würde ihm schon mitgeteilt werden was oder wann das war.

Langsam verebbte die Lichtflut und Enrico so wie der Heiler blieben zurück. Sie wischten sich die Tränen aus den Augen. Nur langsam gewöhnten sie sich wieder an die normale Helligkeit im Labor. Bevor sie sich trauten in den Kelch nach dem Ergebnis ihrer Arbeit zu blicken sahen sie sich überrascht an. Weder Enrico noch Heiler hatten damit gerechnet. Etwas später fassten sie Mut und blickten in den Kelch. Endlich erblickten sie das, was ihnen die Erlebnisse gebracht hatte. Im Kelch lagen, so sah es aus, zwei etwa 5 Zentimeter durchmessende Kristalle, die je einer mit vielen Facetten versehenen blutroten Kugel glichen. Zögernd nahmen sie diese Steine. Sie sahen sich nach einem Weg um wie sie die Blutsteine sicher zu transportieren konnten. Es war nicht nötig. Die Kristalle begannen Auswüchse zu bilden, die sich allmähich zu einer Kette formten. So ließen sich die Blutsteine gut tragen. Enrico und Heiler legten sich je eine Kette mit Blutstein um, denn sie wollten erfahren was passierte, wenn man sie trug. Zum Erstaunen beider passierte zunächst nichts. Es gab ja auch noch keinen der Hilfe brauchte. Das sollte sich rasch ändern.

In ihrem Abwarten auf Irgendetwas wurden Enrico und Heiler durch Hörnerlärm unterbrochen. Enrico, der sah was der Heiler wollte, stoppte ihn. Es brauchte keine Eile da die Burg im Moment nur von ihren Bewohnern gesehen werden konnte. Gemächlicher machten sich die Zwangspartner auf den Weg um zu ergründen was da los war. Nach letzten Schritten auf die Burgmauer sahen sie es. Wie immer setzten die Menschen ihre Eignungen für Dinge ein, die nun wirklich nicht viel Sinn ergaben. Sie schlugen mit Schwerten, Äxten und sonstigem Kriegsgerät für Fußvolk und Reiter, aufeinander ein als wenn es nichts Schöneres geben könnte. Der Heiler klopfte Enrico ermutigend auf die Schulter. Dann machen sie auf auf den Weg, denn Verwundete brauchten Hilfe und das ohne Rücksicht auf Stand oder Familie.

Vor den Mauern legten Heiler und Enrico los. Sie heilten jeden den sie heilen durften und konnten. Ab und zu wurden sie bei ihrem Tun unwirsch unterbrochen. Enrico beseitigte die Unterbrechung auf seine Weise. Am Abend hatten sie getan, was getan werden konnte oder musste. Erschöpft zogen sich Enrico und Heiler zurück. Nach einer abendlichen Stärkung begaben sich Enrico und Heiler zur Ruhe. Im Schlaf erfuhren beide was sie über die Blutsteine noch nicht wussten. Neben Dingen, die nicht genannt werden dürfen, erklärten die Träume das die Steine den Trägern so lange Lebens- und Heilenergie gaben, wie sie in deren Besitz blieben. Gingen die Steine verlustigt, so wurden aus den ehemaligen Besitzern wieder diejenigen, die sie zuvor auch gewesen waren.

Mit diesem und anderem neuen Wissen versehen einigen sich am folgenden Tag Heiler und Enrico darauf, das sie solange es ginge und erlaubt war, Partner blieben um gemeinsame Wege zu gehen. Nach dem Beschließen der Partnerschaft machen sich Enrico und Heiler wieder auf zu neuen Hilfsbedürftigen, wo immer diese waren und das ohne auf deren Stand oder Herkunft zu achten. Es kam ihnen nur darauf an, das sie auch helfen durften und es auch konnten.

Sie erlebten noch viele Dinge. Davon aber nach und nach mehr.