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Die Erdställe

Einst, vor langer, langer Zeit, als das mit den Wundern und wünschen von Dingen noch funktionierte, gab es nicht nur Menschen auf der Erde. In den Ländern, in denen später die so genannten Druiden ihre Werke vollbrachten, lebte auch das Volk der Sidhe. Nun ist natürlich die Frage wer oder was ist das oder wer sind die denn. Die Lösung ist da einfacher, wenn man es weiß. Das Volk der Sidhe wurde von den Damaligen auch „die kleinen Leute” genannt. Kein Wunder. Riesen waren die Sidhe nun wirklich nicht mit ihren Körpermaßen. Stand nämlich ein durchschnittlich großer Normal-Mensch neben einem Sidhe, dann reichte das Mitglied der Kleinen Leute dem Menschen gerade mal bis zur Hüfte. Doch nun zu dem, was hier geklärt werden soll.

Die Sidhe waren auf Grund ihrer Körpermaße erstaunlich geschickt und flink. Ihnen gelangen Dinge, die andere nicht vollbringen konnten so sehr sie sich auch anstrengten. Das aber war nicht allein der Grund für ihre Hilfsbereitschaft. Sie mochten es einfach, wenn sie ihr Können und Wissen anderen zur Verfügung stellen konnten. Tja, wie das manchmal bei Völkern so ist, mal ist die eine, dann wieder die andere Gruppe des Volkes im Vorteil. In der Zeit, um die sich hier alles dreht, waren nun einmal die Handwerker an der Reihe. Kurz gesagt, es gab zu viele von ihnen. Schon als sich dieser Trend abzuzeichnen begann, gründeten die Sidhe die Klasse der Zerstörer als Gegengewicht zu den Handwerkern, aber es reichte leider nicht für immer und ewig. Die Zerstörer gerieten, trotz allem was sie in wahrer Akkordarbeit unbrauchbar machten, nach und nach ins Hintertreffen. Sie kamen bei allen Anstrengungen mit dem Kaputtmachen nicht mehr nach.

Der Rat der Alten unter den Sidhe konnte sich dazu nicht blind stellen. Er musste einsehen, dass die Sache allmählich began aus dem Ruder zu laufen und immer sicherer so nicht mehr zu lösen war. Man rief gewählte Vertreter von Zerstörern und Handwerkern zu einem Treffen. Die Sitzung dauerte erstaunlicher Weise auch nicht lange. Dann stand fest, das geplante die Schadensbegrenzung gescheitert war.

Somit hatten die Sidhe nun ein doppeltes Problem. Die Zerstörer waren genau so gute Reparierer wie die Handwerker in ihrem Tun. Es war bisher ja nur ein gegenteiliges Wirken. Man mußte, am besten ziemlich schnell, eine sinnvolle Lösung finden. Die handwerklich Begabten des Volkes wollten ihre Zeit absolut nicht Däumchen drehen verbringen. Sie wollten ihr Können nutzen und ihr Wissen vermehren.

Der Rat fand aber doch noch einige Lösungsansätze. Wirklich zufriedenstellend war aber keiner davon für die Betroffenen. So begann es also immer übler auszusehen. Jedoch waren die Handwerker nicht Handwerker wenn sie nicht doch noch etwas Produktives für sich aus dem Hut geholt hätten. Bevor sie aber dem Rat ihre Idee vortrugen, beschlossen sie ein Treffen unter Ihresgleichen. Es sollte ja für alle Betroffenen gelten.

Gesagt, getan. Die Handwerker der Sidhe trafen sich, der Vorschlag wurde vorgebracht und zur Diskussion gestellt. Rasch einigten sich die Versammelten. Der Beschluß wurde dem Rat als unabänderlich mitgeteilt. Danach ging es zur allgemeinen Erleichterung von Zerstörern und Handwerkern an die Arbeit. Die Handwerker der Sidhe kontaktierten zusätzlich Experten bei anderen Völkern wie Zwergen, Gnomen und Trollen. Da zwar alle ihre Hilfe zusagt hatten, reichte es aber dennoch nicht aus um die Planung schnell genug durchzuführen. Zwerge und Trolle wären aber nicht Zwerge und Trolle gewesen, wenn sie nicht jemanden oder etwas kannten, das dem Problem zusätzlich entgegentreten konnte.

Mit der gebotenen Vorsicht gelang es ihnen Helfer bei etwas unwirsch auftretenden Wesen zu finden. Der Mensch zu dieser Zeit kannte es unter dem Namen Tatzelwurm. Den zuvor genannten Völkern war dieses Wesen als Schnellgräber bekannt. Mit dieser Hilfe konnte das Vorhaben begonnen werden. Der Erfolg schien in greifbarer Nähe.

Zum festgelegten Termin ging die Gemeinschaft aus verschiedenen Völkergruppen an die Arbeit. Die Schnellgräber gruben mit ihren, jetzt geschützten, Krallen in ungeahnter Geschwindigkeit Gänge in Boden und Fels. Zwerge und Trolle konnten es derweil etwas gemächlicher angehen lassen. Die Zwerge nutzten die Gänge der Schnellgräber zusätzlich zur Schatzsuche nach Mineralien, Edelsteine und edlen Metallen. Gleichzeitig machten sich die Trolle ans Kontrollieren der neu angelegten Gangsysteme. Wo immer sie Probleme sahen, legten sie Höhlungen oder ausgedehnte Kreuzungen an. So bauten die Beteiligten im Laufe der Zeit ein System von Gängen und Höhlen zwischen dem Reich der Sidhe zum Reich der Menschen.

Die Handwerker bauten zusätzlich in diesem System ein Transportwesen auf, welches dem der Menschen in ihren Bergwerken weit Überlegen war. Nach einiger Zeit hatte es die Arbeitsgemeinschaft geschafft. Die Wege der Handwerker zu ihrem neuen Betätigungsfeld waren sicher und ließen sich mit hoher Geschwindigkeit nutzen. So taten sie es auch. Gnome und Trolle sahen ihr Werk mehr als Vergnügungspark, was aber nicht sonderlich störte. Sorgten sie doch durch ihre Herumflitzerei für das Auffinden von Schad- und Problemstellen bei Transportgeräten und in Gängen. Handwerker eilten rasch herbei und reparierten was zu reparieren war. Auch die Schnellgräber ließen sich im Falle des Falles nicht lange Bitten und halfen wo es von Nöten war. Zwerge halfen auch, wo es ihre Fähigkeiten zuließen. Sie transportierten nebenbei ihre so genannten Fundsachen im Transportsystem in ihre Heime und Lager.

Die Handwerker aber waren nach der Fertigstellung des Werkes anscheinend wieder vom Nichtstun bedroht. Bevor es ihnen aber wieder an Arbeit mangelte, begannen sie nach und nach ihr Betätigungsfeld auszudehnen. Erst waren es nur wenige Menschen, die in Kontakt mit diesem Teil des Sidhe-Volkes kamen. Dann wurden es nach und nach mehr Menschen, die einen anscheinend unsichtbaren Handwerker im Hause hatten. Manche wussten es nicht einmal. Sie nahmen es hin und wunderten sich einfach nur darüber das mal wieder etwas viel schneller fertig wurde, als es eigentlich hätte werden dürfen. Einige Menschen glaubten an Geister und Gespenster die man möglichst nicht verärgern durfte. Sie versuchten die unsichtbaren Wesen mit kleinen Nahrungsgaben gütig zu stimmen. Im Sinne der Sache war es zwar ein Irrtum, aber die Sidhe ließen sich die Gaben dennoch schmecken.

Unter den Menschen gab es auch einige, die zwar an Geister und Dämonen glaubten, aber sich nicht im Geringsten mit deren Anwesenheit zufrieden geben wollten. Sie suchten nach Lösungen um diese, dem Anschein nach, unsichtbaren Diener des Teufels irgendwie wieder los zu werden. Anfangs gingen diese Versuche der Suche nach Lösung des Problems natürlich daneben. Sidhe-Handwerker sind zwar gerne als Helfer anwesend, dick, dumm und gefräßig sind sie deswegen aber noch lange, lange nicht. Als es dann doch einem Menschen gelang zu erfahren, wer da im Geheimen für ihn arbeitete, konnte er diese Wißbegierigkeit mit einem Festmahl für seine Helfer noch zum Guten wenden und alle schlossen so eine Art Packt. Jeder hielt den Mund, tat was er vermochte und ab und zu gab es ein reiches und gutes Essen für die Sidhe.

Was wollten sie eigentöich mehr. Sie hatten trotz der Entdeckung ihre Ruhe und konnten vorerst ihrem Begehren nachgehen. Für immer und ewig ging diese Abmachung aber nicht gut. Ein Mensch mußte die sogenannte Abmachung brechen und machte bekannt das kleine Menschen für die Wohltaten verantwortlich waren. Dann bestand er darauf, das die Kleinen Leute für ihn mehr taten als bisher. Damit war dann die schöne Zeit ziemlich rasch Vergangenheit.

Handwerker der Sidhe, Trolle, Zwerge und Gnome zogen sich so schnell, wie es ihnen möglich war in ihre Heimat zurück. Die Schnellgräber verschlossen sorgfältig die wichtigsten Verbindungen und unterbrachen so die Kontaktmöglichkeiten. Einige Mitglieder der Völker von Zwergen, Gnomen, Trolle und Sidhe wollten diese Untat nicht ungestraft lassen. Sie beschlossen sich an den Menschen zu rächen, denen ihre Anwesenheit nichts wert war.

An diesem Beschluß haben seit dem die Menschen zu knabbern. Sie finden es immer wieder verwunderlich wenn Dinge verschwinden oder kaputt gehen, die eigentlich als unzerstörbar galten. Auch hat sich eine andere Untat der Sidhe verbreitet. Menschen legen abends ihre Feiertagsrobe ab und im Laufe der Nacht schlägt dann die Spezialtruppe der Sidhe zu, die Kal-o-rien. Sie fusseln die Kleidungsnähte auf und nähen sie etwas enger für die Menschenmaße alles wieder schön zusammen. Morgens gibt es dann für den Kleidungsbesitzer ein böses Erwachen. Nur mit Mühe kommt er in seine Sonntagskleider und die Sidhe-Handwerker grinsen sich gehörig eines. Doch nicht nur die Näher schlagen dem Menschen so manches Schnäppchen. Von den ehemaligen Helfern sind uns heute noch gelegentlich die Elfen und Heinzelmännchen geblieben. Manche erweisen sich immer noch als Helfer des Menschen.

Die Meisten hingegen verlegen sich aufs Beobachten oder nehmen noch immer irgendwie Rache für die Vergangenheit. Auch bei den Zwergen treiben einige noch ihr Unwesen in der Menschenwelt. Sie gelten als Böse wenn man ihnen zu nahe kommmt oder unaufgefordert auf die Pelle rückt. Die Wissenschaftler haben aber auch ihr Problem mit der Neugier. Von dem alten Transport- und Wegesystem kommen immer wieder Teile ans Licht und können von ihnen nicht erklärt werden. Jedenfalls dann, wenn man von der Bezeichnung Erdstall absieht. Die Bekannteren der helfenden Völker lassen die wissbegierigen Menschen tun, was diese tun wollen oder müssen. Wann immer es geht, treiben sie ihren Schabernack um die Großen zu ärgern. Einige der Handwerker sind als Thinkerbells bekannt. Sammler von Reichtümern nennt der Volksmund weiterhin Zwerge. Zurück gebliebene Gnome und Trolle treiben noch immer wieder ihre Scherze mit uns. Die Sidhe gehen uns möglichst weit aus dem Weg, bis wir endlich gelernt haben mit ihnen in Frieden und Einklang zu leben. Wann immer das auch sein mag.