Burg Löwenburg – Sparrenburg
Einst, so um 1180 n.Chr. gehörte der Sparrenberg im Teutoburger Wald zum Besitztum des Edlen Bernhard von der Lippe. Dieser war ein Anhänger von Heinrich dem Löwen. So wird es jedenfalls alten Überlieferungen zu Geschichte des Landes behauptet. Auf diesem Berg, im heutigen Bielefeld, baute Bernhard von der Lippe damals eine Burg. Zu Ehren seines Lehensherren, Heinrich dem Löwen, nannte er sie Löwenburg. Sie diente anfangs zum Schutz gegen Hermann von Ravensberg. Die Idee war gut, aber sie konnte nicht zur Gänze ausgeführt werden.
So eroberte der Graf, Hermann von Ravensberg, nach langen Belagerungen die Burg. Wie es damals so Sitte war, benannte er sie auch um. Das konnte sich Graf Bernhard von der Lippe natürlich nicht bieten lassen. Schon gar nicht die unverschämte Umbenennung von Löwenburg in Sparrenburg gemäß den drei Sparren, die sich im Wappen derer von Ravensberg befanden.
Obwohl Graf Bernhard von der Lippe alles aufbot, was seine Kriegskunst hergab und seine Ländereien an Soldaten stellen konnten, gelang die geplante Rückeroberung nicht. Hingegen baute der Graf von Ravensberg die Sparrenburg gründlich aus und nach seinen Vorstellungen auch um. Das dabei unter anderem der Berg mit weiteren Höhlen und Gängen durchzogen wurde, sorgte unter anderem für einen Gang von der Burg zum Markt von Bielefeld. So berichtet es eine alte Familienchronik derer von Ravensberg. Anfangs erwiesen sich die Gänge für die Burgbewohner recht vorteilhaft. Man bekam so Lebensmittel und gelegentlich auch Hilfe an Personal und Soldaten in die Burg ohne das diese in Gefahr gebracht wurden.
Einmal hingegen nutzten die falschen Personen diese Gänge. So geschah es im großen europäischen Krieg. In diesem so genannten Dreißigjährigen Krieg wurden viele Städte belagert, erobert und zumindest teilweise zerstört. Da bildete Braunschweig keine Ausnahme. Eine arme Wäscherin hatte auch schon oft diese geheimen Gänge genutzt. So konnte sie sich lange Umwege zu ihrer zweiten Arbeitsstelle ersparen. Sie nutzte, zum Leidwesen aller, auch an diesem Schicksalstag einen dieser Umwege um noch schnell ihre zweite Arbeit zu erledigen. Damit sollte die Familie etwas mehr Essen im Topf haben. Bei diesem Gang zum nahen Gutshof traf die Arme auf dem letzten Wegstück auf einen der feindlichen Soldaten. Da half ihr bei der Flucht kein Rennen. Daher geriet die Wäscherin in Gefangenschaft. Umgehend begannen die Verhöre.
Zunächst war die Gefangene noch stark und schwieg. Aber wenn altgediente Soldaten jemanden verhören, dann war diese Person früher oder später verloren. Die Armeeangehörigen erwiesen sich beim Verhör, wie schon immer, recht einfallsreich um an das Wissen anderer Leute zu gelangen. Das erlebte die arme Wäscherin aus Bielefeld auch.
Anfangs war der Fragende noch einigermaßen nett und die Befragte konnte noch die Misshandlungen ertragen. Als der Soldat aber merkte das die Gefangene etwas Geheimes wusste, zeigte er sich zunehmend unfreundlicher. Lange musste er sich nicht so aufführen. Dann sprudelte es nur so aus der Wäscherin heraus. Anschließend gab er sein neues Wissen an den Feldherrn von Bernhard von der Lippe weiter. Mit diesem Wissen legte sich der Soldatenführer einen Schlachtplan zurecht und sandte ausgesuchte Soldaten mit geeigneten Waffen in die Gänge.
Die Wäscherin hingegen hatte ihre Schuldigkeit getan und fand einen schnellen Tod durch einen Schwertstreich. Die Soldaten nutzten die Gänge um ungesehen, in der frühen Morgenstunde, in die Burg einzudringen. Schnell überwältigen sie die Besatzung der Tortürme. Danach öffneten sie die Tore und ließen die Zugbrücke herunter. Während ihre Kameraden zur Verstärkung in die Burg stürmten, hielten die schon eingedrungenen Soldaten das Tor samt dessen Türme. Bis zum Mittag fiel die Burg in die Hände der Eroberer und wer den Kampf überlebte, gelangte erst in Gefangenschaft. Anschließend gelangte mancher gegen Lösegeld wieder in die Freiheit. Wer nicht zahlen konnte, durfte gegen geringen Lohn geringe Arbeiten verrichten. Die Seele der Wäscherin hatte es hingegen nicht so leicht. Durch ihren Verrat litt auch ihre Familie unter den Soldaten. Nach und nach fanden Gatte, Sohn und Tochter den Tod. Die Toten aus Stadt und Burg wurden später in geweihter Erde beigesetzt. Die Verräterin hingegen hatte man schon vorher auf dem Feld vor der Burg verscharrt, das als Ort für ein Massengrab der Gefallenen gedacht war. Noch heute kann ein Wanderer am Jahrestag des Verrats die arme Seele auf ihrem unfreiwilligen Grab kniend beten sehen. Ob man sie, wie andere Geister, durch Nachfragen retten können kann, ist nicht überliefert. Jedoch hatte auch noch keiner den Mut eine geeignete Frage zu stellen, die vielleicht doch noch die Rettung für die Seele der Wäscherin bringen mag.