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Mirja und die silberne Sichel

Mirja stand wenige Tage vor den Herbstferien. Sie freute sich schon darauf denn die Schule, egal welche, verdirbt einem immer so schön die Freizeit. Da ging es Mirja nicht anders als den anderen Millionen von Schülern und Schülerinnen auf der Welt. Allerdings hatten nicht alle einen Vater der Archäologieprofessor war und es liebt in der Welt herum zu reisen. Mirja hatte aber auch noch eine Mutter, die dieses Hobby mittrug. So kam es das Mirjas Vater ein Angebot aus Frankreich bekam. Er sollte dort einige Vorträge über die keltische Kultur in der Bretagne halten. Gleichzeitig wurde seine Familie eingeladen ihn zu begleitenn. Als Mirja das hörte, rutschte ihre Laune in den Keller. Ihr Vater erklärte es ihr aber. Danach stand sie der Reise nicht mehr so skeptisch gegenüber. Da aber auch die Kelten erwähnt wurden klingelte irgendetwas in Mirjas Kopf. Sie zog sich in ihr Zimmer zurück und blätterte in ihren Büchern. Sehr lange brauchte Mirja nicht. Dann hatte sie die Textstelle gefunden, die sie gesucht hatte. Sorgfältig las sie die Worte. Zum Schuß schluckte sie. Das Ziel der Reise samt Unterkunft lag in einem Teil Frankreichs, der das Keltentum quasi ausdünstete. Mirjas Vater ließ aber keinen Widerspruch zu. Er meldete seine Zusage an den Schulleiter in Rennes. Dann folgte das gemeinsame Kofferpacken. Mittags am letzten Schultag holten Mirjas Eltern sie von der Schule ab. Mirja staunte da der Wagen bereits beladen war. Ihre Mutter erklärte das man schon einmal alles vorbereitet habe. Man würde nur noch ihre Schulsachen daheim abliefern und dann ginge es ab nach Frankreich, in die Bretagne.

Vor dem Haus, in dem Mirja samt ihren Eltern wohnte, stoppte ihr Vater. Nach einem Nicken griff Mirja ihre Schultasche und lief zur Haustür. Ihre Mutter kam dabei kaum mit. Sie schloß aber auf und Mirja hastete in ihr Zimmer. Mit raschen Griffen warf sie einige Bücher in eine Tasche und vergaß dabei auch ihren Stab nicht. Der mußte einfach mit, da man nie wußte ob man seine Fähigkeiten doch noch brauchte. Mirja eilte mit ihrer Habe zurück zum Auto und machte es sich im Fond gemütlich. Ihre Mutter hatte derweil die Haustür wieder abgeschlossen und legte den Rückweg zum Wagen langsamer, aber lächelnd über ihre Tochter, zurück. Als sie auf dem Sitz saß, ging es wirklich los. Da ihre Eltern aber keine Gewalttour geplant hatten, war an der deutsch-französischen Grenze erst einmal Schluß. In einem Motel gab es Abendessen mit Übernachtung. In der Übernachtungsmöglichkeit traf man erstaunlicherweise auf eine Familie, die in der Nähe des Ortes lebte zu dem man unterwegs war. Das bot die Möglichkeit das man am anderen Tag hintereinander herfahren könne. So ließ sich ein Verfahren auf der Hauptstrecke vermeiden.

Das Frühstück wurde früh eingenommen. Danach ging es weiter. Die neuen Bekannten fuhren vor, Mirjas Vater, nebst Familie, hinter her. Man kam erstaunlich gut voran. Auch die Sache mit der Maut klappte bestens und kurz nach der Mittagszeit war man am Ziel der Hauptetappe. Mirjas Vater lud die helfende Familie ein und man steuerte ein in der Nähe liegendes Restaurant an. Hier konnte Mirjas erleben wie die Franzosen ihr Mittagessen einnehmen. Kurz gesagt, das geschah in aller Ruhe. Trotz dem guten Willen sich an die neuen Spielregeln zu gewöhnen, erschien nicht nur Mirja die Esserei ziemlich lang. So machte Mirjas Mutter ihrem Gatten einige Zeichen um anzudeuten das man noch etwas weiter müsse. Mirjas Vater ging schnell auf den Hinweis ein. Er erklärte den Helfern das man trotz allem doch so langsam noch den Rest der Strecke zum Ziel zurücklegen müsse. Danach beglich er die Rechnung.

Ausgelassen schlenderte Mirja mit ihren Eltern zum Auto. Ihr Vater setzte sich wieder hinters Steuer. Bevor er den Wagen in Bewegung setzte, kam das Navi an die Reihe. Sorgfältig gab Mirjas Vater die Daten ein. Kurz darauf war das Gerät bereit die Führung zu übernehen. Obwohl Technik und Internetverbindung mitspielten wurde die Fahrt zum Ziel eine kleine Rundreise mit einigen Umwegen und falschen Straßen. Trotzdem erreichte man das Ziel in der Pension nahe Paimpont. Mirja gelangte zuerst aus dem Wagen. Beim Umsehen reckte sie sich. Danach ging es in die Pension um einzuchecken. Im Anschluß daran wurden die Koffer in die Zimmer gebracht und sich so gut es ging richtete sich jeder ein. Zu guter Letzt traf man sich im Gastraum zum Abendessen. Mirja hielt sich zurück, da ihr noch das Mittagessen im Bauch lag. Gesättigt bat Mirjas Mutter die Kellnerin an den Tisch. Als diese neben Mirja saß begann die Ausfragerei. Immerhin hatte nur Mirjas Vater etwas zu tun. Mirja und Mutter konnten die Gegend unsicher machen. Das wollte natürlich in gewissen Rahmen geplant werden. Ohne Informationen ging das natürlich auch nicht.

Die Kellnerin berichtete über die Gegend in der man sich hier gerade aufhielt. Auch kamen Sagen und Legenden zur Sprache. Allerdings, so die Kellnerin, glaube sie selbst nicht wirklich daran. Falls doch etwas an diesen Erzählungen sei, so wäre das mit Sicherheit schon über 1500 Jahre her und bis heute wäre genug Unglaubliches an die ehemaligen Tatsachen gedichtet worden. Da konnte Mirja nur bepflichten. Auf der anderen Seite wußte sie wesentlich mehr als die Überlieferungen zu berichten wussten. So als Beispiel sollte hier der alte Merlin mit seiner Viviane, oder war es Magaine de la Fay, in der Nähe sein Unwesen getrieben haben. Auch wären Mitglieder der so genannten Tafelrunde hier herumgeritten und hätten Jungfrauen vor Bösewichten gerettet. Sogar König Arthus wäre mal hier gewesen um sich mit seinem besten Ritter, Sir Lancelot, zu messen. An Überbleibseln dieser Zeit wäre eine Höhle des Zauberer Merlins und auch ein Brunnen des ewigen Lebens im Wald von Broceliande zu finden. Man müsse sich nur an die Spielregeln der magischen Dinge halten. Ob das, was man den Dingen zuschrieb auch noch funktionierte, das konnte heute niemand mehr mit Gewissheit sagen. Sie, die Kellnerin, halte sich mit Weisheiten dazu zurück und schrieb alles den Sagen und Legenden zu.

Zu vorgerückter Stunde begab man sich aufs Zimmer. Mirja stellte ihren Stab griffbereit neben ihr Bett. Immerhin wußte sie das in Merlins Umfeld so einiges nicht mit rechten Dingen zuging. Da wollte sie nicht ohne Schutz sein um sich, sofern es überhaupt möglich war, zu wehren. Mit diesem Plan schlummete sie ein.

Mirjas Geist und Körper trennten sich in ihrem Traum und reiste nach Avalon. Erstaunt stellte Mirja fest, das es doch jemanden gab, der dem Bild von Merlin irgendwie ähnelte. Als sie bei dieser Person ankam und sich vorstellte, war das Staunen groß. Ihr Gegenüber stellte sich als Taliesien vor. Mirja legte die Stirn in Falten und dachte nach. Den Namen hatte sie schon einmal gehört. Was diese Person aber hier zu suchen hatte, das war ihr nicht so klar. Lange brauchte sie auf eine Problemlösung nicht zu warten. Rhiannon gesellte sich zu Mirja und Taliesien. Dann erklärte die das Ganze. Taliesin wäre nicht nur ein Barde zu seiner Zeit, sondern auch ein Mitglied im Hohen Rat der Druiden. Da konnte er ja nicht so einfach bei dem, was Mirja werden sollte, fehlen. Mirja begriff und senke höflich den Kopf zu Taliesins Begrüssung. Ob das nun wirklich standesgemäß war oder nicht. Zwischen heute und der Zeit von Taliesiens Wirken auf Erden, liegen angeblich so um die 1800 Jahre. Wenn die Rechnung aus den keltischen Sagen stimmt.

Taliesin widmete sich Mirja. Er begann sie nach allem zu fragen was ein Druide wissen musste. Klar das Mirja noch viele Wissenslücken hatte. Da sie jedoch in einer anderen Welt zuhause war, erwiesen die Lücken sich als nicht so gravierend wie Taliesin es sich gedacht hatte. Nach der Wissensprüfung begann die Schule. Taliesin erzählte Mirja alles, was ihr an Wissen noch fehlte. Zum Abschluß der Schule fragte der Barde wie es mit Mirjas Ausrüstung bestellt sein. Mirja teilte ihm mit das sie da wohl noch vieles in ihren Besitz bringen müsse. Sie hätte bis jetzt einen so genannten Druidenstab, Zugang zur Bibliothek des Wissens und eine ausgedehnte Unterweisung von Cerridwen in Umgang mit und Nutzen von Kräutern. Ihr sei jedoch bewußt das sie damit noch kein Druide sei. Sie befände sich allerdings noch am Anfang ihrer Ausbildung die hoffentlich erfolreich enden würde. Taliesin zeigte sich beeindruckt. Er hatte schließlich schon viele anscheinend brauchbare Personen getestet. Jedoch jemanden zu finden, der um sein Wissen und können, zumindest annähernd wußte, das war schon nicht mehr so selbstverständlich.

Taliesin ließ sich Mirjas Stab aushändigen. Dann legte er eine Hand auf die Kugel am oberen Ende. Lächelnd nickte er. Taliesin spürte die nur geringe Kraft in der Kugel und ahnte das Rhiannon nicht zuviel Energie zur Erzeugung der Kugel aufgebracht hatte. Ihm war auch bewußt warum sie es so und nicht anders getan hatte. Wäre die Energiekugel mit der üblichen Energie geladen, dann würde Mirja schon gehörige Verwüstungen auslösen können. So aber waren nur kleine Strafaktionen ausführbar. Der Bereich Heilkraft war auch nicht sehr ausgeprägt und nur bis mittelschwere Blessuren geeignet. Taliesin schloß die Augen und sandte einiges an Energie in die Kugel, die zu leuchten begann und die Farbe von reinem Weiss annahm. Mirja fragte sich was Taliesin da machte und wozu das gut sein mochte Nach dieser Aktion erklärte Taliesin sein Tun soweit es nötig war. Mirja verstand. Dann teilte Taliesin mit das es für heute genug sei mit dem Lernen und Beschenken. Dem konte Mirja nur beipflichten. Ihr brummte bei den ganzen Neuigkeiten ohnehin der Kopf. Taliesin führte eine halbkreisförmige Bewegung mit den Arm aus und Mirja verließ Avalon samt ihrem Traum-Stab um wieder in ihren Körper zu gelangen, der in ihrem Bett lag.

Mirja erwachte. Sie sah sich um. Das Zimmer war bis auf die leuchtende Kugel an ihrem Stab unverändert. Lächelnd stellte sie für sich fest, das der Traum doch mehr war als nur ein Traum. Dann drehte Mirja sich wieder um und schlief erneut ein. Einer der Hähne aus der Nachbarschaft holte Mirja einige Stunden später aus dem Schlaf. Sie richtete sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Anschließend begab sich Mirja ins Bad. Nach der morgentlichen Toilette zog sie sich an und begab sich in den Schankraum. Ihr Vater wartete schon und bat Mirja zu sich an den Tisch. Gemeinsam erwarteten sie das Auftauchen von Mirjas Mutter. Dabei berichtete Mirja von dem, was sie im Traum erlebt haben wollte. Ihr Vater hörte zu und warf ab und zu einige erklärende Worte in Mirjas Bericht. Bevor sich Mirjas Mutter zu ihnen an den Tisch gesellte, machte Mirjas Vater den Einwand, das Mirja bedenken möge das Träume nicht selten Schäume sind. Auch würde nicht alles, was man träumt, auch in der Realität so und oder auch gännzlich anders sein. Einiges fiele aber auch in den Bereich des Wahrtraumes. Man könne aber nicht sagen was in welche Kategorie passe.

Ohne Eile ließ man sich das Frühstrück schmecken. Mirja bekam auch dabei noch einen Teil der französischen Lebensart mit. Diese lautete das man alles ohne Hast machen könne. Eilig hätten es immer nur die Anderen. Bei einem Verdaungskaffee, beziehungsweise Tee, beratschlagte man über das, was am Tag unternommen werden sollte. Mirjas Vater gewann die Ideenfindung. Also fragte Mirja die Wirtin nach einem Fahrradverleih. Sie hatte Glück. So etwas gab es nur wenige Häuser entfernt im Hofbereich. Mirjas Mutter sorgte bei der Kellnerin noch für einen ordentlichen Korb mit Verpflegung. Danach schlenderte man gemeinsam los um sich die Sache einmal von Nahem anzusehen. Schießlich war Fahrrad nicht gleich Fahrrad und Verleih mußte auch nicht immer etwas Seriöses sein. Dieser Verleih jedoch entsprach dem, was man sich darunter vorstellte. Die Räder waren in gutem Zustand und die Leihgebühren entsprachen den Üblichen. Schnell fanden einige Räder ihren Leiher, besser Leiherinnen. Mirjas Vater beglich die Gebühr. Bevor die Tour startete ließ er sich aber doch noch eine Straßenkarte für Radfaher geben. Er warschon immer damit recht gut gefahren sich vor Ort mit brauchbarem Kartenmaterial zu versorgen. Die Ortsansässigen kannten immerhin am Besten was man an Info-Material brauchte um sich nicht unnötig zu verfahren.

Mit Vater an der Gruppenspitze radelten Mirja und ihre Mutter von einem von Geheimnissen umwittertem Ort zum Nächsten. Alles was irgendwie nach Kelten und Merlin benannt war, bekam heute von der kleinen Grupe Besuch. Ab und zu gönnte man sich eine Pause. Mirja zeigte nach und nach immer weniger Begeisterung. Etwas entscheidendes schien hier zu fehlen. Trotz der Entspannung, welche man genoß, war am Ende aber doch nicht alles so ganz nach ihrem Geschmack. Von Kelten oder deren Vertretern gab es nichts zu sehen. Das Hinweistafeln auf Brunnen, Höhle oder Menhirreihen hinwiesen, machte es auch nicht viel besser. Sie spürte einfach nichts von dem, was es hier geben sollte. Es schien als wär alles ein Nachbau oder schon seit Jahrhunderten nicht mehr von den Erbauern oder deren Nachkomen genutzt worden.

Am frühen Nachmittag machte sich die kleine Radlergruppe auf den Heimweg. Bereits eine knappe Stunde später rollen alle auf den Hof des Fahrradverleihers und mann gab die Räder zurück. Der Verleiher sah sie kurz an und war einverstanden. Er hatte keine sichtbaren Schäden gesehen also musste er auch keine Regressansprüche stellen. Mirja erreichte kurz darauf als Erste das Gasthaus und begab sich in ihr Zimmer. Hier bereitete sie eine Dusche vor und beendete diese erfrischt. In Freizeitkleidung gehüllt sah Mirja zunächst nach ihrem Stab. Die Kugel leuchtete. Mirja legte die Hand auf die Kugel. Das Leuchten verschwand. Mirja ahnte nur das die Kugel sicher sein wollte das ihre Besitzerin in der Nähe war. Eine gute Vermutung, aber auch die Wahrheit? Zunächst egal. Der Magen von Mirja meldete sich. Sie ging in den Speisesaal und machte es sich an einem der Tische bequem. Kurz nach ihr erschienen ihre Eltern. Man orderte eine kleine Mahlzeit und hatte damit Glück. Es war die deutsche Version eines Abendessen. Dennoch war es reichlich. Eine Weile später lehnte man sich mit gefüllten Bäuchen zurück und besprach das Ergebnis des Tages. Die Radtour sei zwar nicht übel gewesen aber, so Mirja, sie hätte sich mehr davon versprochen. Sie fügte noch an, das es vielleicht an der Erwartungshaltung gelegen haben mochte. Die könnte eventuell etwas zuviel verlangt haben. Mirjas Vater stimmte zu. Vielleicht lag die Enttäuschung von Mirja daran das sie mehr von den Kelten erwartete, als diese nach all den Jahren zwischen ihrem Verschwinden und heute noch zu bieten hatten. Zu vorgerückter Stunde wandte sich Mirja ihrem Bett zu. Ihre Eltern ließen sich erst noch ein Glas Wein bringen. Das wollten sie in Ruhe genießen. Mirja machte es sich derweil in ihrem Bett gemütlich und schlief wenig später ein.

Mirja glaubte das sie langsam anfing zu schweben. Das war es nicht, denn kurz darauf zeigten sich ihr vertraute Bilder. Traum-Mirja atmete erleichtert durch. Sie war wieder an dem ihr bekannten ruhigen Ort von Avalon. Lange war sie aber nicht allein auf der Grasfläche. Taliesin gesellte sich zu ihr. Sie begrüßten sich und der Barde teilte Mirja mit das man heute etwas wichtiges für Druiden anfertigen würde. Er gäbe ihr zwar Ratschläge, die Arbeit läge aber bei ihr. Mirja schluckte. Trotz dieser Aussichten ließ sie sich nicht entmutigen. Sie fragte was sie denn anfertigen solle. Taliesin teilte Mirja mit das ein vollwertiger Druide eine Sichel besitze. Diese müsse er aber mit eigenen Händen und selbst herstellen. So einfach im Handel erwerben, das würde zwar eine Sichel werden, aber nicht das, was man benötige. Mirja nickte. Ihr war aus den Comic bekannt das Druiden so ein Werkzeug besaßen. Wie es in der Realität sein könnte, das war ihr nicht bewußt. Das sollte sich in Kürze ändern.

Taliesin stieß seinen Stab auf den Boden. Umgehend standen Mirja und er in einer Schmiede. In der Esse loderte bereits ein Feuer. Mirja staunte und fragte sich was nun auf sie zukam. Taliesin führte Mirja durch die Schmiede um ihr zu zeigen, was es hier an Werkzeugen gab. Danach wurde es ernst. Taliesin begab sich zu einem Stuhl. Von hier aus dirigierte er die angehende Druidin durch die Werkstatt. Mirja tat was er ihr nahelegte. Zunächst galt es das Schmiedefeuer ordentlich anzuheizen. Bis es die richtige Temperatur hatte mußte Mirja Silberstücke in einen Tiegel geben. Der kam danach in die Glut der Esse. Bis der Inhalt des Tiegels geschmolzen war durfte Mirja ab und zu etwas in den Tiegel geben. Taliesin erklärte ihr was es war und wozu man es beijm Schmelzprozeß brauchte. Das war aber noch nicht alles. Die Schmelze mußte ja noch irgendwohin. Die Form herzustellen war im Prinzip einfach. Mirja konnte sich eine vorhandene Sichel als Muster nehmen und in Lehm drücken. Das war aber nur der Anfang. Taliesin erklärte Mirja wie sie die Luftkanäle in den Lehm bekam und warum diese genau da sein mußten, wo er Mirja diese machen ließ. Das flüssige und heiße Silber würde sich später zwar in die Form füllen lassen, aber Luft aus der Form aber müsse ja irgendwohin. Damit die erhitzte Luft den Guß nicht unbrauchbar machte mußte sie aus der Form entweichen. Genau dazu wären die Luftkanäle gut.

Mirja machte auch weiterhin das, was Taliesin ihr aufrug. Als dann endlich das Silber die korrekte Temperatur hatte und die Form eine Mischung aus Taliesins und Mirjas Vorstellung einer Sichel aufwies, konnte Mirja die Formteile zusammenfügen und diese fixieren. Nun kam das Wichtigste. Mirja mußte trotz ihrer Neugier eine Lederschürze anlegen. Erst dann ließ Taliesin zu, das sie den Guß ausführte. Mirja tat was sie tun sollte und achtete möglichst genau darauf nichts falsch zu machen. Vorsichtig goß sie das flüssige Silber in die Vertiefung neben dem Fülloch. Die Schmelze rann durch den Hauptkanal in die Form. Die heiße Luft entwich über die anderen Kanäle. Wenig später war die Arbeit des Gießens erlegt. Fertig war die Sichel damit aber noch nicht. Taliesin trug Mirja auf die Form mit Wasser zu bespritzen und erst dann zu öffnen, wenn kein Dampf mehr aufstieg. Das ging natürlich nicht von jetzt auf gleich. Mirja ließ ihre Neugier aber nicht die Oberhand gewinnen und hielt sich an Taliesins Angaben. Als kein Dampf mehr aufstieg hob Mirja mit Handschuhen die Form hoch und trug sie zu einem mit Wasser gefüllten Trog. Hier ließ sie die Form langsam ins Nass gleiten. Trotz der Vorarbeit war die Form noch recht warm, wie sich an den Blasen zeigte. Taliesin lächelte über seine Schülerin. Sie zeigte sich recht schlau und schien trotz allem für ihre Ernennung geignet.

Mirja sah zu wie sich die Form voll Wasser saugte und immer weniger Dampfblasen aufstiegen. Als sich keine mehr zeigten, holte Mirja die Form samt Inhalt aus dem Trog. Anschließend brachte sie die Form zu einem schon vorhandenen Lehmhaufen und setzte sie davor ab. Nun galt es die Form zu zerschlagen und das Gußstück zu befreien. Mirja ging in die Schmiede und sah sich um. Es gab genug Werkzeuge. Nur galt es das Richtige zu nehmen. Klar, mit einem Hammer ließ sich schon zuschlagen. Allerdings bestand dabei auch die Möglichkeit alles zu zerstören. Somit galt es mit Bedacht an die Sache heranzugehen. Mirja wählte dennoch einen Hammer, aber einen der kleineren Sorte. Damit ging sie vorsichtig ans Werk. Taliesin grinste sich derweil seinen Teil. Er hatte die Herstellung einer eigenen Sichel bereits zwei Mal hinter sich gebracht. Das Erste Mal war es auch eine silberne Sichel geweisen. Beim zweiten Mal bestand sie aus Gold. Bei diesem Gedanken fragte sich Taliesin ob es Mirja auch soweit bringen würde. Doch vorerst hatte sie sich ein silbernes Schneidgerät anzufertigen.

Mirja hatte ihr Werk aus der Lehmform befreit. Sie wusch den Rest vom Lehm im Trog ab. Danach betrachtete sie, was sie gegossen hatte. Ihr fiel kein Makel auf. Gleichzeitig war aber klar das noch die Schneide nicht das war, was man sich darunter vorstellte. Taliesin ließ sich die roh bearbeitete Sichel reichen. Auch er fand nichts was nach einem Schaden aussah. Nun wurde es schwieriger. Mirja mußte sich als Schmied betätigen. Taliesin ließ Mirja einen bestimmten Hammer holen und bat sie samt Hammer und Sichelguß zum Amboß. Hier erklärte er Mirja was nun kam und das sie sorgfältig arbeiten müsse. Die Arbeit würde keinen Fehler verzeihen. Mirja nickte. Sie legte die Sichel auf den Amboß und ergriff den Hammerstiel etwa in der Mitte. Bevor sie zuschlagen konnte korrigierte Taliesin ihren Griff und machte ihr noch einmal klar das sie nicht wie ein Berserker auf das Silberstück einschlagen müsse. Sie solle erst mit wenig Kraft, dann stärker zuschlagen. Sie selbst müsse entscheiden wie die Schläge gesetzt werden mussten. Er, Taliesin, könne nach dem ersten Schlag auf das Silber nichts mehr machen.

Mirja ließ den Hammer ohne zusätzliche Kraft auf das Gußstück fallen. Es gab zwar eine Verformung aber die entsprach nicht dem, was Mirja beabsichtigt hatte. Also setzte sie etwas mehr Kraft ein. Es klappte. Die Sichelschneide nahm nach und nach die Form an, die Mirja ihr zugedacht hatte. Nach dem Schmieden kam das Schleifen. Taliesin teilte Mirja mit, wie das auszuführen sei. Zum Schluß galt es noch den Namen des Besitzers und wichtige Sprüche und Namen in das Metall zu schlagen. Da Mirja sich nicht zutraute das freihändig zu tätigen, zeichnete sie sich die Zeichen mit Kohle auf Griff und Klinge. Langsam schlug sie die Zeichen mit einem Meißel im Silber nach. Zum Abschuß ließ Taliesin Mirja noch die Sichel polieren und mit einer geheimnisvollen Flüssigkeit einreiben. Danach betrachtete er das Lehrstück seiner Schülerin. Zum eigenen Erstaunen fand Taliesin nichts was darauf hindeutete das die Sichel unbrauchbar wäre. Um es sich zu beweisen testete er das Werkzeug an einigen Grashalmen. Das geschärfte Silber teilte die Halme wie Butter. Taliesin mußte sich eingestehen das Mirja wohl doch zu mehr zu gebrauchen war als es den Anschein hatte. Damit galt es für ihn die Sache mit der Sichel zu beenden. Taliesin weihte die neu geschaffene Druidensichel. Das Hilfsmittel war nun für den Einsatz geeignet und würde sich erst wieder in norales Silber wandeln wenn sie von Mirja nicht mehr benötigt würde. Einfach ausgedrückt, wenn Mirja in den Druidenhimmel einging.

Taliesin gab Mirja ihr Arbeitsgerät nach der Weihe zurück. Dann wies er die darauf hin das ihr neues Hilfsmittel nur zum Schneiden von Kräutern und Pflanzenteilen bestimmt wäre. Alles andere dürfe nur zertrennt werden wenn es zu heilerischen Zwecken unumgänglich sei, da Blut und geweihte Sichel sich ansonsten nicht vertrugen und die Sichel ihre Kraft verlöre. Mirja verstand und nahm sich vor sich an die Vorschriften zu halten denn sie wollte mitttlerweile mehr als nur eine Druidenanwärterin sein. Taliesin führte einige Bewegungen mit den Händen aus. Umgehend verschwand die Schmiede. Dann war es an Mirja Avalon wieder zu verlassen. Sie kehrte mitsamt ihrer Sichel in die menschliche Wirklichkeit zurück und zuckte aus dem Schlaf hoch, während sich ihr Traumkörper und Menschenkörper wieder vereinigten.

Nachdem die Vereinigung hinter ihr lag, sah Mirja zu ihrer Hand. Lächelnd stellte sie fest das doch nicht alles geträumt war. Die Sichel hatte die Reise mitgemacht und der Griff wurde von ihren Fingern umschlossen. Mirja sah auf die Uhr. Die zeigte 5:30 Uhr. Damit war es noch viel zu früh zum Aufstehen. Mirja legte die Sichel auf das Beistelltischchen und drehte sich noch einmal um. Fest schief sie zwar nicht mehr, aber die Entspannung wirkte ähnlich. Als aus dem Gastraum ein leises Scheppern zu hören war erhob sich Mirja und begab sich ins Bad. Nach einem Duschbad kleidete sie sich in Freizeitkleidung und schlenderte anschließend in den Frühstücksaal. Hier hatte Mirja freie Auswahl. Es gab im Moment niemanden der ihr das Aussuchen eines Sitzplatzes streitig machte. Da die Sonne die Umgebung angenehm beleuchtete wählte Mirja einen Tisch, der am Fenster stand. Hier machte sie es sich gemütlich. Kurz darauf gesellten sich ihre Eltern zu ihr an den Tisch. Die Kellnerin erschien und fragte nach den Wünschen. Mirja und Eltern teilten mit das man erst einmal einen Morgenkaffee in Ruhe genießen und erst danach etwas essen wolle. Die Angestellte des Gasthauses nickte und machte sich auf den Weg um das Nötige zu holen. Lange ließ sie damit keinen Warten. Mirja besprach mit ihren Eltern was sich in der Nacht ereignet hatte. Klar das man ihre Worte erst einmal nicht für bare Münze nahm. Doch später sollte sich das Ändern. Vorerst kam aber nach dem Kaffee das Frühstück an die Reihe. Mirja ließ es sich schmecken. Es schien so als hätte sie einen größeren Berg Kohle allein umgescheppt. Dem war aber nicht so.

Im Zimmer zeigte Mirja ihren Eltern später das Stück, das sie in der Nacht angefertigt hatte. Ihre Eltern staunten und gaben zu dass sie sich geirrt hatten. Nach dieser Glaubensberichtigung teilte Mirjas Vater mit, das er zunächst einmal den Ort besuchen wolle an dem die Vorlesung stattfinden solle. Mirja und ihre Mutter beschlossen eine erneute Radtour durch die Umgebung zu machen. Während Mirjas Vater die Vorbereitung für seine Arbeit in Angriff nahm, starteten Mijra und ihre Mutter mit den Rädern die Tour. Mirja hatte aber darauf bestanden ihren Stab mitzunehmen. Sie wollte bei ihrer Exkursion noch einige der angelichen keltischen Heiligtümer testen. Vielleicht ließ sich ja das eine oder andere regenerieren oder zu einer Reaktion animieren.

Die Radlerinnen brauchten nicht lange, da zeigte sich das erste der so genannten Heiligtümer. Mirja, gefolgt von ihrer Mutter, ließ ihr Rad ausrollen und hielt an um vom Rad zu steigen. Mirja sah sich um. Es war kein Wanderer oder anderer Radler zu sehen. Daher ging sie langsam zum Brunnen, der auf der Hinweistafel als keltisch bezeichnet wurde. Als Mirja an der Brunneneinfassung stand versuchte sie über den Stab eine Verbindung zu dem Heiligtum zu bekommen. Die Kugel reagierte nicht und das Keltische im Brunnen wollte auch nicht seine, falls überhaupt vorhanden, Verbindung zu Avalon, der Anderswelt oder den Kelten preisgeben. Es spielte einfach nicht mit. Mirja war zwar etwas enttäuscht, aber ihr war auch bewußt das es sich hier ähnlich den Großhandelsprodukten verhielt. Es war nicht immer alles das drin was drauf stand. Daher war der Brunnen vielleicht nach vorrömischem Vorbild eingefasst worden aber mehr auch nicht.

Mirja und ihre Mutter tranken etwas sus ihrer Getränkeflasche. Dann ging ihre Tour weiter. Das nächste Ziel lag bei einigen Menhiren. Mirja startete auch hier ihren Test. Viel Glück hatte sie auch hier nicht. Nur einer dieser Steinkolosse zeigte eine Reaktion. Die anderen, Mirja grinste bei dem Gedanken, mochte wohl ein früher Obelix hierher gestellt haben. Quasi als Hinkelsteinausstellung oder Modellkatalog für diese Erfindungen.

Mirja widmete sich wieder dem Menhir, der auf sie reagierte. Mit gewisser Vorsicht nährte sie sich dieser Steinsetzung. Immerhin wußte sie nicht was die Reaktion ausgelöst hatte und wie der Stein auf sie reagierte. Kurz darauf stand Mirja vor dem Steinkoloß. Ihr Stab vibrierte leicht, aber nicht bedrohlich. Mirja versuchte sich auf die Kugel im Stab zu konzentrieren um über diese eine Verbindung zum Stein und seinem Geheimnis herzustellen. Wenig später klappte die Verbindung. Es zeigte sich Mirja das sie, wenn sie wollte, über diesen Menhir eine Verbindung nach Avalon oder in die Anderswelt herstellen konnte. Wenn man wollte, so war diese Verbindungsherstellung das einzige was man als Geheimnis ansehen konnte. Aber immerhin, es gab hier etwas das nicht jeder wußte.

Mirja beendete den Versuch. Sie wußte ja jetzt was es hier an Unbekanntem gab. Mirja und ihre Mutter setzten die Erkundungstour fort. Nach einiger Zeit gelangten sie an eine Höhle. Diese wurde, der Straßenkarte nach, dem Zauberer Merlin zugeordnet. Theoretisch war das ja etwas, das von Erfolg gekrönt sein müßte. Mirja stieg vom Rad und begab sich in die Höhle. Ihre Mutter folgte etwas langsamer. Mirja gelang es mit etwas Anstrengung die Kugel ihres Stabes als Lichtquelle zu nutzen. Nach einigen Schritten in die Dunkelheit war Mirja, samt Stab und Kugel, das einzigste was sich an Kelten oder Druiden in der Höhle befand. Von Merlin, Avalon oder der Anderswelt war nichts zu sehen oder zu spüren. Also verließen Mirja und ihre Mutter die Höhle. Bevor sie noch ein Heiligtum der Kelten ansteuerten, stärkten sich Mirja und ihre Mutter an mitgenommenen belegten Baguettes und spülten diese mit heißem Tee hinunter. Frisch gestärkt machten sich sich im Anschluß nach dem Mahl auf den Weg zu einer Quelle. Laut Reiseführer und Mirjas Büchern sollte es in unmittelbarer Nähe der Quelle einige Büsche geben, die auf die angebliche Liebelei von Merlin mit Viviane oder Morgane dela Fay zurückgehen sollten. Mirja war sich da schon im Vorfeld nicht so sicher. Wenn es Merlin als Magier gegeben haben sollte und er wirklich die ihm zugeschriebenen Fähigkeiten besaß, dann müßte er sich wohl schon längst befreit haben.

Mirja und ihre Mutter traten eine Weile in die Pedalen. Dann waren sie am letzten Ziel des Tages. Auch die Qeuelle war dort, wo sie hatte sein sollen. Mirja sa sich nach dem Gestrüpp um. Es, oder ein Ähnliches, befand sich in wenigen Metern Distanz. Mirja ging mit ihrem Stab zu dem Gebüsch. Entweder war sie nicht befugt jemanden zu stören oder die Überlieferung meinte ein anderes Dickicht. Weder Stab noch Kugel oder ihre eigenen Fähigkeiten ließen erkennen das an dieser Stelle Merlin, seine Liebe Viviane oder Margana de la Fey oder sonst etwas an Avalon und dessen heiligen See hindeutete. Mirja versuchte noch ein letztes Mal über die Quelle einen Kontakt zu Rhiannon herszustellen. Aber auch das erwies sich als Fehlschlag. Damit war das Thema keltische Heiigtümer im Umfeld der Pension erledigt. Es gab nur den Menhir und vorerst brauchte sie ihn nicht. Stattdessen schrieb sie nach der Rückkehr sein Vorhandensein in ein Buch. Dieses sollte, so Mirja, ein Verzeichnis von echten keltischen Heiligtümern oder Kontaktstellen werden. Sie hatte ja bei der Exkursion lernen müssen das nicht alles die Zeiten überlebt hatte was man den Kelten heute zuschrieb. Aber egal. Mirja und ihre Eltern gönnten sich noch einige angenehme Tage in denen Erholung, Entspannung und Informationsbeschaffung im Vordergrund standen. Am Ende des Kurzurlaubes ging es dann wieder nach Hause und die rauhe Wirklichkeit hatte Mitja und ihre Eltern wieder.