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Mirja, die Druidin

Mirja wurde schon recht früh mit Sagen und Legenden bekannt gemacht. Ihre Eltern lasen ihr, quasi als Gute-Nacht-Geschichte, Überlieferungen aus uralten Zeiten vor. Diese Berichte, der Alten und Ur-Ur-Ur-Alten, drehten sich um Leben und Handlungen von Königen, Rittern, Burgfräulein, Zauberern und Magiern. Vor allem ging es um die Taten, welche von den Personen ausgeführt worden sein sollen. Mal waren es Heldentaten und mal das komplette Gegenteil. In der Hauptsache drehten sich die Erzählungen um das Tun von Gutem und das Vorgehen gegen das so genanntge Böse. Zu den Handlungen im Allgemeinen hatte Mirja verständlicherweise ihre eigenen Ansichten und wollte natürlich auch möglichst viel darüber wissen. Schließlich konnte man sich dabei so herrlich Dinge vorstellen, an denen man, besonders Mirja, gerne teilgehabt hätte. Beispielsweise sich als entführtes Burgfräulein vom edlen Ritter retten lassen.

Obwohl ihre Eltern ein nicht gerade geringes Wissen hatten, traf Mirja bei ihren Fragerunden doch mehr als eine Stelle, an der sogar ihr Vater, als Doktorant, zunächst passen musste. Zusätzlich zu den Leserunden bekam Mirja zu üblichen Anlässen Geschenke, die zu den Erzählungen aus alter Zeit passten. Oft waren es Bücher, die einerseits zu ihrem aktuellen Alter passten oder andererseits zu den gerade vorliegenden Interessen, die Mirja gerade favorisierte. Im Laufe der Zeit bekam sie neben dem Wissen auch ein gehörig Maß an Literatur und Anschauungsmaterial zusammen. Da Mirja aber nicht immer auf die Lesekünste ihrer Eltern angewiesen sein wollte lag es auf der Hand, das sie sich zusätzlich mit Lesen und Schreiben beschäftigte. Klar das ihr dazu nicht nur das Standartalphabet erklärt wurde. Mirja lernte, so nach und nach, die wichtigen Sprachen der Archäologie in Wort und Schrift. Dazu gehörte für sie Latein, Alt- und Neuenglisch, Französisch, Italienisch, Griechisch, Runenschrift sowie Gälisch mit diversen Dialekten. Da man Mirja jedoch nicht überfordern wollte, waren ihr die Sprachen nur soweit gelernt worden, das sie sich zunächst im Leben damit gut verständigen konnte und auch etwas vom Klatsch verstand. Gut. Das war nicht perfekt, aber zunächst reichte es völlig, denn Mirja war bereits mit diesen rudimentären Sprachkenntnissen wesentlich weiter in der Schule, als ihre Mitschüler. Auch das Schreiben fiel ihr ständig viel leichter. Trotz dieses Wissensvorsprungs hielt sich Mirja damit zurück und sorgte dafür das man sie zwar als schlau aber nicht als Streberin ansah.

Mirja feierte mit Freundinnen ihren zehnten Geburtstag. Bei Tee, Kuchen und Verkleidung verlief die Feier für alle recht kurzweilig. Nicht nur Mirja hatte ihren Spaß daran. Doch wie so immer, die schönste Feier hatte nicht nur einen Höhepunkt sondern auch ein Ende. Mirja und ihre Eltern verabschiedeten die Gäste. Dann räumten sie das Schlachtfeld der Feier auf. Anschließend gönnten sie sich gemeinsam einen Früchtetee. Mirja gab dabei ihre Ansicht zu Besonderheiten der Feier wieder. Doch auch wenn Feiern für Aufregung sorgten, der Körper der Feiernden und an derer, die sich an der Feier beteiligten, verlangte irgendwannsein Recht. Mirja gähnte bei einsetzender Dunkelheit und ihre Mutter schlug umgehend vor das sie ihr Bett aufsuchte. Den Rest würde sie noch allein wegräumen.

Mirja begab sich ins Bad und machte sich bettfertig. Danach ging sie zum Bett und legte sich hinein. Absichtlich umständlich kuschelte sie sich in die Kissen und schlief doch rasch ein. Es dauerte nicht lange als sich ein Traum einstellte, der Mirja in eine Zeit entführte, die ihr aus Büchern nur zu gut bekannt war.

Vor Mirjas geschlossenen Augen bildeten sich Abbilder von grünen, beinahe endlosen Wiesen. Wenig später gesellten sich Bäume und Wälder hinzu. Dann zeigte sich ein Schatten. Traum-Mirja fragte sich wer das sein mochte. Das Rätsel löste sich kurz darauf. Wie auf Befehl bildete sich wenige Meter vor ihr ein Teich. Langsam ging, oder schwebte das geträumte Wesen zur Wasserfläche und dessen Augen sahen auf das Wasser. Das, was einen Schatten gebildet hatte gab sein Geheimnis preis. Traum-Mirja mußte lächeln. Sie sebst war für das Schattenabbild zuständig. Das beruhigte enorm.

Traum-Mirja bewegte sich weiter durch die scheinbar heile Welt. Sie fragte sich wie es sich hier wohl leben ließ. Gab es hier Dinge oder Wesen, die gefährlich werden konnten? Für den Moment war aber gerade von diesen Unheilbringern nichts zu sehen. Dafür bekam der Traum Besuch von sehr großen Personen. Traum-Mirja versuchte außer Sicht zu gelangen. Das gelang aber nicht. Immerhin war es zwar angenommener Weise ihr Traum, aber in dieser Realität nicht. Für alles was Traum-Mirja sah oder tun konnte war aber nicht sie verantwortlich, sondern die Erschaffer dieser Traumwelt. Das waren Rhiannon und Taranis. Zwei Gottheiten aus dem später so genannten keltischen Pantheon. In Wirklichkeit waren sie viel Älter und wurden bereits, mit anderen Gottheiten, im Anbeginn der Zeiten geboren.

Rhiannon ergriff das Wort und wandte sich an den Besuch. Traum-Mirja stellte sich danach vor, dann erfuhr sie wer ihr da gegenüberstand. Gut das Mirja träumte. In der realen Welt wäre sie vermutlich auf Grund der Ausstrahlung der Gottheiten im Boden versunken. Hier aber verharrte Traum-Mirja in Ehrfurcht. Rhiannon lächelte und begrüßte die Besucherin in Avalon. Dann bat sie die Besucherin sie zu begleiten. Traum-Mirja willigte ein. Schließlich hat man, weder im Leben noch im Traum, sehr selten Kontakt mit einer Gottheit. Gleich aus welchem Kulturkreis oder aus welcher Religion sie stammen mochte.

Rhiannon nickte Taranis und Traum-Mirja aufmunternd zu. Danach setzten sie sich in Bewegung. Auf dem Weg zum Ziel hörte die Träumerin um was es hier ging. Traum-Mirja nahm für die reale Mirja das Wissen in Empfang. Es würde dieser nach dem Erwachen zur Verfügung stehen. Noch aber war es mit dem Aufwachen nicht soweit. Die Schläferin erfuhr mehr als hier berichtet werden kann. Aber mal langsam. Rhiannon erklärte der schlafenden Mirja das Druiden nicht nur in der Geschichte vorkamen, sondern auch in der menschlichen Realität. Sie waren zu Vielem in der Lage. Druiden vermochten Dinge zu tun, von denen in den Überlieferungen nur Bruchstücke berichtet wurden. Die Eichenkundigen vermochten Tränke zu brauen die gegen fast jede Krankheit halfen. Einzig der göttliche Wille stand den Erfolgen im Wege und mit dem war, verständlicher Weise, im Falle des Falles nicht immer gut Kirchen essen. Taranis fügte an, das den Wissenden aus dem Eichenhain, auch Dinge möglich waren, die schon fast an Wunder grenzten. Allein der Allmächtige oder seine Vertreter waren in der Lage diese Taten zu unterbinden.

Traum-Mirja fragte sich was ausgerechnet sie mit diesen Erklärungen zu tun haben konnte. Das wurde ihr rasch dargelegt. Rhiannon teilte Traum-Mirja mit, das man sie dazu ausgewählt hatte das Erbe ihrer Familie anzunehmen um dann in den Bund der Druiden aufgennommen zu werden. Da aber zur Zeit nicht mehr viele würdige Personen auf Erden lebten, zählte man Mirja schon auf Grund ihres Erbes zu den Erben der Druiden. Dabie hoffte man darauf das man sich nicht zu sehr geirrt habe. Traum-Mirja schluckte vernehmlich. Sie hatte mit vielem, aber nicht mit so einer Erklärung gerechnet.

Rhiannon und Taranis fuhren mit dem Erklären fort und fügten erste Lektionen für das spätere Handeln von Mirja an. Natürlich gab es das so manche Dinge die zwar gelernt werden mussten, aber noch nicht zu Anwendung kommen durften. Das blockierten Taranis oder Rhiannon. Mirja würde das Wissen oder Können dann zur Verfügung stehen, wenn sie alt genug war, das entsprechendes Wissen hatte oder es dringend benötigte.

Falls Mirja aber in entsprechende Situationen gelangen könnte, dann sollten die Barrieren ebenfalls fallen. Traum-Mirja gefiel das nicht sonderlich, aber was sollte sie machen. Wenn Götter etwas in die Hand nahmen, dann hatte der Mensch sich zu fügen. Zum Abschluß der Lehrstunde erklärte Rhiannon der Traum-Mirja noch etwas sehr wichtiges. Traum-Mirja und die in der Menschenwelt Schlafende bekämen eine unsichtbare Signatur. Damit würden sie, wann immer es nötig sein sollte oder von ihnen ein Besuch geplant wäre, den Übergang nach Avalon nutzen können. Taranis bat nur darum das die Passage nicht aus Spaß genutzt würde. Das hätte gegebenenfalls Repressalien zur Folge. Traum-Mirja nickte verstehend.

Rhiannon und Taranis legten Mirja die Hände auf den Kopf. Umgehend spürte diese einen noch unerklärlichen starken Energiefluß. Als dieser verebbte spürte Mirja ein leichtes Zittern in den Knien. Rhiannon lächelte wissend. Taranis und Rhiannon gaben der neuen Druidenanwärterin etwas Zeit bevor sie Mirja zum Treffpunkt zurückführten. Nun erst bemerkte diese etwas Besonderes an diesem Ort. Es gab einen Steinkreis, ähnlich Stonehenge oder Avebury. Dieser aber hatte Menhire deren Konturen irgendwie unwirklich wirkten. Rhiannon erklärte Mirja das Phänomen. Dieser Steinkreis sei zwar aus besonderen Steinen aber gleichzeitig wären die Menhire mit göttlicher Energie geladen. Daher würden sie in vielen Welten gleichzeitig existieren und genutzt werden können. Falls Sie, Mirja, einmal in der Lage sein wäre diese Energie zu nutzen, dann stünden ihr alle Wege offen. Allerdings könne sie, Rhiannon, nicht sagen ob Mirja überhaupt bereit oder in der Lage sein würde das zu tun. Rhiannon und Taranos führten Traum-Mirja nach diesem Hinweis gemeinsam in die Mitte des Steinkreises. Hier entließen sie Mirja. Bevor sie gingen baten Rhiannon und Taranis Mirja im Kreis zu bleiben. Dann gingen die Herrscher von Avalon aus dem Steinkreis heraus. Auch Mirja machte sich auf den ungewöhnlichen sogenannten Heimweg. Wer mag, der kann auch den Begriff Teleportation nutzen. Nur war dieses hier nicht so obwohl der Vorgang eine gewisse Ähnlichkeit haben mochte.

Als Traum-Mirja sich wieder mit der schlafenden Mirja vereinigte, fuhr die Schläferin mit einem heiseren Aufschrei hoch. Sitzend fuhr Mirja sich über die Augen und kniff sich in den Arm. Sie sah zwar keine Landschaft mehr aber die Erinerung an Avalon und ihre dortigen Erlebnisse vertrieb auch der Kniff in den Arm nicht. Langsam nur bekam sie das vermeintlich Geträumte in den Griff. Dann streckte Mirja sich auf der Matratze aus, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und dachte nun bewußt darüber nach, was sie in ihrem Traum erlebt hatte. Es wirkte auch jetzt noch so real, das Mirja nicht an einen Traum glaubte. Das war auch im Sinne eines Traumes keiner.

Mirja sah auf die Uhr. Sie stellte für sich fest das es für Aufstehen und Frühstück noch viel zu früh war. Also schloß sie erneut die Augen und versuchte noch etwas Schlaf zu bekommen. Sie brauchte nicht lange, da kündete leiser Atem das Mirja wieder eingeschlafen war. Diese Schlafphase verlief ohne Träume welche sie im Gedächtnis behielt.

Der Wecker holte Mirja zur rechten Zeit in die raue Wirklichkeit zurück. Unwirsch drückte die Geweckte auf den AUS-Schalter. Anschließend verließ die ihr Bett, schlurfte ins Bad und wusch sich den Schlaf aus den Augen. Dann folgte Anziehen und ins Wohn-Esszimmer zum Frühstück. Ihre Eltern hatten schon einmal den Tisch eingedeckt und der Kaffee lief aus der Maschine und der Tee für Mirja zog in der Kanne. Gemeinsam setzte sich die kleine Familie an den Tisch und bereitete sich die Frühstücksbrötchen zu.

Mirjas Mutter holte Kaffee und Tee, dann goß sie ein. Während der morgentlichen Stärkung berichtete Mirja von dem, was sie im Traum erlebt hatte. Ihre Eltern nickten ab und zu. Sie kannten viele der Berichte welche sich mit Taranis, Rhiannon und Avalon befassten. Nur der Teil, welcher sich mit Druiden und ihrer Tochter befasste, den wollten sie nicht so Recht glauben. Da spricht auch nichts dagegen. Wer glaubt auch schon daran, das Götter sich dem eigenen, menschlichen Kind zeigen und Behaupten es würde etwas Besonderes sein. Gut, vor ca. 2000 Jahren soll es einmal so etwas gegeben haben, aber ob die Berichte aus diesem Umfeld so stimmten, das war bisher auch nicht zu klären.

Mirja beendete ihr Frühstück. Danach ging es für sie wieder in die Realität des Lebens. Schule, Hausaufgaben und Lernen was das Zeug hielt. Sie hoffte das es auch mit der Wissensvermehrung weiterging, die Taranis und Rhiannon ihr zugesagt hatten. Es ging. Jedoch sickerte das Wissen aus dem Bereich Druiden, Kelten und Avalon nur langsam in Mirjas Wissensspeicher. Gelegentlich zeigte es sich und nicht nur Mirka staunte über das neue Wissen. Ihre Eltern und Lehrer hatten manchmal auch so ihre liebe Mühe und Not mit der neuen Besserwisserin, die auch noch Recht hatte. In dieser Art und Weise verbrachte Mirja die Zeit bis zu ihrem nächsten Geburtstag.