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Mirja und das Auge von Tir na nog

Mirja durchforstete schon seit einigen Wochen ihre Bücher nach neuem Wissen. Da blieb es nicht aus das sie über Dinge stolperte, die nach weiterer Literatur oder Wissenslagern riefen. Eines dieser nur wenig genannten Dinge war das Auge von Tir na nog. Mirja erfuhr zwar aus der ihr zur Verfügung stehenden Literatur das dieses Objekt etwas aus Mineralien war und dem auch so einige unglaubliche Fähigkeiten zugeschrieben wurden. Mal sollte dieses Ding Reisen durch die Zeit ermöglichen, dann auch nur den Blick in die Vergangenheit zulassen. Einige Berichte behaupteten etwas von Tansporten durch Raum und Zeit. Wo man dieses Kleinod, oder was es genau sein sollte fand, überlieferte keiner der Autoren. Das ärgerte Mirja verständlicher Weise. Es ließ sich vorerst aber nicht ändern.

Mirja beendete vorerst die Suche in ihren Büchern und suchte nach einem Weg sich mit entsprechendem Wissen zu versorgen. Danach wüßte sie, falls es möglich war, ob es das Auge von Tir na nog gab oder nicht. Nach einer Weile des Grübelns entschied sich Mirja den ihr möglichen Weg zu gehen. Für den Moment beließ es Mirja aber erst einmal dabei und gliederte sich in den Tagesverauf ihrer Familie ein. Nach dem Abendessen aber begab sie sich früh auf ihr Zimmer. Dort warf sie sich in einen Schlafanzug, ergriff ihren Druidenstab und legte sich ins Bett. Wenig später schlief sie und ihr Traum-Körper machte sich auf den Weg nach Avalon in die Bibliothek des Wissens. Dort kam sie nicht sofort an, denn Taranis stoppte ihre Reise.

Mirja erschien auf der ihr schon bekannten Wiese nahe von Taranis. Erstaunt bat sie ihn um Auskunft zum unfreiwilligen Stop. Taranis erklärte ihr das es vor der Ankunft in der Bibliothek noch etwas zu klären gäbe. Mirja hakte nach. Taranis teilte mit das ihr Plan zur Suche nach dem Auge von Tir na nog nicht so einfach sei. Man müsse schon gewisse Fähigkeitgen mitbringen um dort anzukommen. Mirja nickte. Sie hatte auch schon mit etwas ähnlichem gerechnet. Was es aber genau damit auf sich hatte, das wußte sie auch noch nicht und wollte sich erst einmal mit dem Thema befassen. Ob sie sich danach für geeignet hielt, das mußte sich erst zeigen.

Taranis beschloß den Weg freizumachen und teilte Mirja mit, das sie den Weg ab jetzt allein gehen müsse. Rhiannon und er würden zwar die Hände über sie halten aber nur um ihr Schutz zu bieten. Sollten Probleme mit ihrem Ziel auftauchen, so müsse sie schon selbst damit klar kommen. Mirja dankte Taranis und Rhiannon. Dann machte sich auf den Weg zur Bibliothek des Wissens. Hier angekommen baute Mirja sich am Pult mit dem Inhaltsverzeichnis der Bibliothek auf. Wie verlangt legte sie ihre Hand auf das Verzeichnis und bemühte sich möglichst klare Gedanken zum Gesuchten zu haben. Einige Zeit später beendete sie die Konzentration und hoffte auf mindestens ein Buch das ihr bei der Suche nach Tir na nog und dessen Auge irgendwie helfen konnte. Zu ihrem Erstaunen gab es nicht nur ein Buch sondern knappe hundert. Mirja las die Titel um zu erfahren ob sie alles lesen müsse oder sich mit wenigen begnügen könne. Sie hatte Glück. Von den Titel her schienen zwei Folianten zu genügen. Sie bat in ihren Gedanken darum diese lesen zu dürfen. Kaum gedacht lagen die Wälzer auf dem Lesetisch und wurden von zwei entzündeten Kerzen eingerahmt.

Mirja machte sich über die Literatur her. Sie las zwar nicht alles, aber das von ihr als Wichtig erachtete nahm sie in sich auf. Am Ende war Mirja schlauer. Tir na nog gehörte zur Anderswelt und wurde von einem Volksteil der Sidhe bewohnt. Dazu kam das auch Druiden dort leben sollten. Allerdings würden alle dort lebenden schon seit sehr langer Zeit in dieser Anderswelt sein und sich kaum um andere Länder wie Avalon oder dem späteren Irland und Großbritannien kümmern. Die waren ihnen egal. Sie wollten einfach nur ihre Ruhe haben und sich ungestört den Forschungen hingeben. Im Prinzip auch Mirjas Wunsch. Nur mußte sie noch so einiges lernen, was noch zu ihrer Aufgabe gehörte. Für den Moment reichte es ihr aber sich mit Tir na nog zu befassen.

Mirja hatte zwar etwas über Tir na nog erfahren aber wo es lag, das stand nicht in den Folianten. Sie trat erneut zum Pult und ließ sich weitere Bücher bringen. Trotz viel Literatur kam jetzt aber nicht mehr viel dabei heraus. Alles was sich mit der Verortung des Landes der ewigen Jugend befasste zeigte sich schnell als vage Andeutung. Wirklich genau wurde keine Textstelle. Somit blieb Mirja nur die Suche auf gut Glück und darauf hoffen auf einen richtigen Weg zum Ziel zu stoßen. Sie beendete ihren Besuch in der Bibliothek des Wissens mit der Erkenntnis das man hier zwar viel erfahren konnte aber nicht alles erfuhr, was einem nicht auf so einfachem Weg in den Schoß fallen sollte.

Die Suchende begab sich auf die Wiese vor der Bibliothek und streckte sich erst einmal auf dem Gras aus. Hier wollte Mirja sich zunächst einmal Klarheit darüber verschaffen ob sie unbedingt nach Tir na nog wollte um, wenn es gestattet wurde, das Auge von Tir na nog zu sehen oder in Besitz zu nehmen. Bei dem Denken und Grübeln beendete Avalon Mirjas Hiersein.

Mirja schlief zwar ein, aber trat gleichzeitig die Rückreise in ihr Bett an. Der Wecker, der zum Aufwachen läutete, holte Mirja in in die menschliche Realität. Etwas verwundert öffnete Mirja die Augen. Dann verstaute sie ihren Stab an seinem Platz bevor es an die Morgentoilette ging. Kurz darauf machte Mirja sich, zusammen mit ihren Eltern über das Frühstück her. Anschließend kam der Ernst des Lebens an die Reihe. SCHULE! Mirja gehörte zwar zu den Schulbesten, aber das muss ja nicht gleich lauten das man jede freie Minute mit Schule und lernen verbringen musste.

Mit einiger Mühe brachte sie den Unterricht hinter sich. Dann ging es nach Hause um noch einiges nachzulesen bevor sie sich mit ihren Freundinnen zum Mädchenkram traf. Gemeinsam zogen sie über andere Schüler her. Auch kam der Klatsch über Stars und Sternchen auf den Tisch. Daneben sprachen die Mädchen darüber, das die Haustiere von Monique sich eine ihr noch unbekannte Krankheit eingefangen hätten. Mirja, die sich schon seit längerem mit Heilpflanzen beschäftigte, wollte natürlich mehr wissen und eventuell den Tieren helfen. Sie bearbeitete ihre Freundinnen eine Weile. Am Schluß machten sich die Mädchen auf, um sich die Tiere einmal anzusehen.

Mirja, mitsamt ihren Freundinnen, erreichten nach einiger Zeit ihr Ziel. Monique führte ihre Freundinnen zu den erkrankten Tieren. Es waren Meerschweinchen. Mirja betrachtete die kranken Schweinchen und ihr wurde, wie auch immer, mitgeteilt das den kranken Meerschweinchen eigentlich nichts fehlte. Es würde reichen etwas mehr frisches Gemüse oder vitaminhaltige Tropfen zum Trockenfutter zu bekommen. Nach ein, zwei Tagen sei dann wieder alles in Ordnung. Das teilte Mirja Monique mit. Diese sah kurz auf die Uhr und grinste. Danach bestand sie darauf das man das Problem gleich zum Teil lösen könne und eilte aus dem Zimmer. Im Vorbeirennen erfuhr Moniques Mutter was die Hektik sollte. Die sah ein das sie ihre Tochter nur bremsen, aber nicht stoppen konnte und ließ zu das die Freundinnen noch einen Abstecher zum nächsten Gemüsehändler machten. Es dauerte auch nicht lange bis die Hektikerinnen mit ihrer Beute zurückkehrtten.

In Moniques Zimmer bauten die Mädchen ihre Mitbringsel auf dem Beistelltisch auf. Einige Äpfel und Birnen sowie Möhren, etwas Salat, eine Tomate und Paprika lagen am Ende vor ihnen. Nun kam das Schwierige, es galt die Frage zu beantworten: Hatten sie besorgt was den Meerschweinchen half und schmeckte oder nicht. Zumindest für den Augenblick war es das Richtige. Die Meerschweinchen schlugen sich im wahrsten Sinne des Wortes die Bäuche voll bevor sie es sich wieder in ihrem Käfig gemütlch machten. Hier ließen sie noch zu dass die Mädchen ihnen über das Fell strichen, aber großartig viel war mit ihnen im Augenblick verständlicher Weise nicht zu machen. So trennten sich die Freundinnen für den aktuellen Tag und versprachen sich die neuesten Nachrichten am kommenden Tag mitzuteilen.

Mirja verbrachte einen etwas unruhigen Abend. Sie hatte verstanden das sie einen Teil ihrer Fähigkeiten als Druide, besser gesagt Druidin, genutzt hatte und war sich im Unklaren darüber ob das nun zu Konsequenzen für sie oder nur für Moniques Meerschweinche führte. Entsprechend verlief ihre Nacht. Immer wieder zuckte sie hoch und fand danach nur schlecht in den Schlaf. Als dann aber der Wecker zum Aufstehen läutete griff Mirja zum Mobiltelefon und holte Monique aus dem Bett. Ohne große Worte fragte Mirja nach, wie es den Patienten ginge. Monique hingegen brauchte nicht nach ihren Haustierchen zu sehen. Die pfiffen schon einige Zeit vergnügt in ihrem Käfig und verlangten so nach ihrem Frühstück. Das erzählte Monique natürlich ihrer Freundin. Immerhin hatte diese ihr bei der Behandlung geholfen. Nach dem Austausch der Neuigkeiten begaben sich die Freundinnen an die Vorbereitungen für den Tag. Morgenwäsche, Frühstück und ab zur Schule. Hier ging das Gespräch über die Heilung weiter. Mirja hielt sich beim Erklären von Besonderheiten hingegen zurück. Man hatte es ihr ja von höherer Stelle entsprechend aufgetragen. Das Monique gelegentlich mehr wissen wollte und mit Fragen bohrte gehörte zur Sache. Nur ging Mirja nicht darauf auf. So gab Monique nach einigen Fehlversuchen auch auf. Sie bekam halt zu bestimmten Fragen von Mirja nur ausweichende Antworten und das war es.

Nach Schulschluß wollte Mirja sich noch etwas im nahen Wald umsehen und verabschiedegte sich. Anschließend meldete sich sich noch daheim ab und machte sich auf den Weg. Weit war es eh nicht, aber es schien ihr besser zu sein wenn auch die Eltern wußten wo ihre Tochter war. Mirja erreichte ihr Ziel und atmete erst einige male tief durch. Es kam ihr vor als würde neue Energie sie durchströmen. Dann ging sie gemütlich den Weg entland tiefer in den Wald. Jetzt kam sie nicht sehr weit. Vor ihren Augen verschwomm der Weg. Allmählich wurde er grüner und begann einer Wiese zu gleichen. Am Ende der Erscheinung war es so.

Ihre Umgebung war grün, eine Wiese und diese befand sich in Avalon. Mirja mußte darüber lächeln. Es war ihr nur nicht klar was sie heute hier sollte. Auch konnte sie sich nicht vorstellen das die Hilfe bei den Meerschweinchen etwas war, das ihr im Nachhinein verboten war. Über ihr Nachdenken bekam Mirja nicht mit das sich ihr jemand näherte. Sie blickte dem Unbekannten entgegen. Bevor der aber in Hörweite war zeigten sich Rhiannon und Taranis. Als dann alle zusammenstanden löste sich das Rätsel. Mirja würde einige Zeit mit Manannan Mac Alloit zusammen sein. Rhiannon und Taranis willigten dem ein, was der Druide plante. Mirja hingegen rätselte noch etwas daran herum. Zunächst aber zogen sich die Gottheiten wieder zurück und überließen dem Druiden das Feld.

Manannan erklärte vorerst Mirja sein hiersein. Sein vollständiger Name sei Manannan Mac Alloit. Er sei Druide und angehöriger der Tuatha de Danan. Hauptsächlich würde er in Tir na Nog leben. Auch wäre ihm bekannt das Mirja sich mit dem Auge von Tir na nog befasse. Ferner wisse er das in den Mirja zugänglichen Büchern nicht viel über das Auge zu finden sei. Schließlich hatte er ja dafür gesorgt. Ihm sei ja gleichfalls bekannt was man mit diesem Artefakt so alles Unheilvolles damit anstellen könne, wenn man nicht wisse mit was man da herumspiele. Mirja fragte sich was sie damit zu tun haben mochte. Sie hatte sich bis jetzt nicht darum gerissen Druidin zu werden. Allerdings fiel ihr alles Mögliche des Druidentums beinahe ohne Arbeit in den Schoß. Irgendwie oder irgendwann würde sich wohl ergeben das da ein gewaltiger Fehler geschehen war. Sie hoffte nur darauf, das es früher als später sein würde.

Mirja lauschte den Worten Manannans und schien diese in ihrem Kopf aufzunehmen wie ein Schwamm. Daher erfuhr sie auch was dieses Auge von Tir na nog war. Es sollte einst ein echtes Auge gewesen sein und einem der älteren Götter gehört haben. Als dann die Menschen erschienen, hätte dieser ältere Gott sich viel mit den Menschen befasst. Eines Tages wollte er einem, ihm wichtigen Menschen, etwas Besonderes geben. Es stellte sich ihm daher die Frage was ein Gott einem Menschen geben könne. Ihm selbst wäre Materielles völlig gleichgültig. An Fähigkeiten aber würde das Schenken gleichfalls scheitern. Menschen wünschten sich zwar des öfteren gewisse Fähigkeiten. Wenige würden aber damit zurecht kommen und das neue Können für Gutes nutzen. Meist aber, so teilten es ihm seine göttlichen Fähigkeiten schon im Vorfeld mit, käme nicht selten nichts Gutes dabei heraus. Dennoch sollte dieser Mensch ein Geschenk erhalten. Der ältere Gott beschloß dann nach langem Nachdenken (in menschlichem Maßstab) ein Auge zu opfern. Er würde es, so sein denken, doch wiederbekommen, wenn er es wollte. So geshah es dann auch. Der Mensch bekam das Geschenk und konnte die damit verbundenen Fähigkeiten und Kräfte nutzen. Mirja glaubte nicht daran das sie vielleicht die neue Besitzerin sein könnte oder werden würde. Noch aber war Manannan mit dem Bericht nicht am Ende. Er fuhr fort. Mirja bekam zu hören das der Besitzer des Auges damit fast göttliche Fähigkeiten einsetzen könne. Einzig über Leben und Tod hätte er keine Gewalt. Bei Tätigkeiten, die damit in Verbindung stünden, würden sich Höhere Wesen einmischen. Mirja konnte sich zwar unter dem Begriff "göttliche Fähigkeiten" nicht wirklich etwas vorstellen, aber es musste schon etwas mit sehr viel Macht sein.

Mirja fragte bei Manannan nach, was sie damit zu tun hätte. Sie wäre, so ihre eigene Meinung, ja noch nicht einmal eine richtige Druidin. Dem konnte Manannan im Moment nur beipflichten. Jedoch wusste er in dieser Sache viel mehr als Mirja ahnte. Doch für jetzt galt es erst einmal das Vorgesehene zu erledigen. Manannan schlug vor das man sich ein wenig die Gegend ansehen könne. Mirja willigte ein. So konnte sie die Gedanken sortieren und sich einen klaren Kopf verschaffen. Manannan führte seine Begleiterin zu einem Waldstück. Mirja ließ ihn gewähren. Sie wußte das ihr in Avalon nichts geschehen würde. Da wären schon Rhiannon und Taranis vor. Als sie, in Begleitung von Manannan den Waldrand erreichte trat wieder dieses Phänomen auf. Die Umgebung verschwamm und wechselte Farbe und Pflanzenwelt. So auch jetzt. Es wurde beinahe schwarz und die Bäume standen so dicht, das man schon wirklich von einem Schwarzwald reden konnte. Man sah nur wenige Meter weit. Dann lösten die Augen nichts mehr auf. Etwas ängstlich bat Mirja Manannan um eine Erklärung. Die bekam sie auch. Er teilte ihr mit das man den Ort gewechselt hätte. Zur Zeit sei man in den Wäldern von Tir na nog und würde sich dem Aufbewahrungsort eines besonderen Gegenstandes nähern. Mirja schluckte. So langsam dämmerte es ihr nämlich. Sie würde wohl doch dieses geheimnisumwitterte Auge von Tir na nog sehen. Wenn es ganz übel käme, wäre sie auch noch die neue Besitzerin. Genau so kam es dann auch. Manannan und Mirja kamen dem Ziel seines Wollens näher. Dann sah auch Mirja wohin sie gehen würden. Das Bauwerk glich für sie einem griechischen Tempel. In dem zeigte sich, vorerst noch schwach, ein Altar. Auf diesem lag etwas das gleißend leuchtete.

Mirja schluckte bei dem Anblick. Im Geheimen konnte sie sich bereits jetzt ausrechnen was sie da sah. Nur wahrhaben wollte sie es im Augenblick noch nicht. Warum sollte Mirja auch. Sie sah sich schließlich nicht als neue Trägerin oder Besitzerin des Auges von Tir na nog. Manannan legte Mirja seine Hand zwischen die Schultern und schob sie sanft nach vorn. Mirja blickte ihn fragend an. Sie erntete nur ein zustimmendes Nicken. Also ging sie langsam und bedächtig vorwärts. Allerdings hatte sie es auch nicht mit der Eile und erwartete jeden Augenblick etwas Überraschendes. Fehlanzeige. Mirja konnte den Weg völlig unbehindert zurücklegen. Dann stand sie vor dem Ding, das einem Altar ähnelte. Zögernd streckte Mirja den Arm aus. Es geschah nichts was nicht klar war. Vorsichtig umschloß Mirja die Kette, an dem das Auge von Tia na nog befestigt war. Noch immer passierte nichts, was sie nicht doch sehen konnte. Mirja wurde etwas mutiger. Sie hob die Hand und Kette samt Artefekt folgten der Bewegung. Als das Auge von Tir na nog frei schwingen konnte, begann es sich zu drehen. Wie auch immer das geschehen konnte, die Drehungen wurden schneller und schneller. Dann begann sich ein Gesicht zu zeigen. Das Gesicht gehörte einer Person, die nur ein Auge besaß. Mirja begann zu zittern als sie zu wissen glaubte wer sich ihr da zeigte. Genau. Es war der Besitzer des so genannten Auge von Tir na nog. Mirja sah gebannt auf das Gesicht. Sie nahm absolut nicht an das die ganze Aktion nur wegen ihr ablief. Sicher hatte es einen Grund, aber ausgerechnet sie. Nein. Das kam in Mirjas Vorstellungswelt im Moment nicht vor.

Mirja zuckte zusammen als sich in ihrem Kopf eine Stimme meldete. Wenige Worte später entspannte sich Mirja wieder. Die Stimme hatte ihr mitgeteilt zu wem sie gehörte und das es für Mirja nicht gefährlich sein würde. Dann erfuhr Mirja alles, was sie über das Auge von Tir na nog wissen musste, was ihr noch nicht bekannt war und auch nicht in irgendwelche Folianten zu finden sein würde. Am Ende der Mitteilungen war Mirja im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos. Sie bat um Auskunft darüber warum man ausgerechnet ihr solch eine Macht in die Hand geben wolle. Die Erklärung trat ihr sozusagen die Beine unter dem Po weg. Sie, Mirja, wäre die Inkarnation eines ehemaligen Druiden und Nachfolger der Person, die einst das Auge von Tir na nog vom alten Gott bekommen hatte und der sehr lange den Druidenzirkel von Mag mor geleitet hätte. Irgendwann habe er beschlossen das es genug sei und wäre dann in den, einfach ausgedrückt "Himmel von Mag mor" eingegangen. Von dort aus sei vom Druiden die Menschheit beobachtet worden. Wann immer es notwendig war habe er eine Wiedergeburt vollzogen und hätte bei dem eingegriffen, was die Menschheit bedrohte. Hin und wieder sei er auch einfach nur so als Neugeborenes auf die Welt gekommen um zu erleben was die Menschen zu dieser Zeit als Leben bezeichneten. Hier, jetzt und mit Mirja sei es eine Vorbereitung für die Zukunft. Es stünde zwar schon fest was da geschehen würde. Wer aber als Retter oder Helfer auftraten sollte, das stand zur Zeit noch nicht fest.

Mirja schlotterten nach diesen Worten die Knie. Sie konnte einfach nicht glauben das sie etwas mit so einer Aufgabe zu tun haben sollte. Baumfällen oder verbotener Weise Autofahren. Das war eine Sache. Aber gleich an einer Weltenrettung beteiligt zu sein, das war eine Nummer die Mirja so gar nicht in der Planung die sie für ihr Leben hatte. Sie wußte aber das ein Weigern alles nur verzögerte. Also willigte sie unsicher ein ihre Aufgabe so gut es ging zu erledigen. Man solle aber nicht damit kommen das alles Notwendige am Besten schon gestern erledigt sein sollte. Der ältere Gott teilte ihr mit das es noch lange nicht an der Tagesordnung sei das Mirja sich in diese Arbeit stürze. Auch wäre noch viel zu tun um alle Artefakte zusammen zu bekommen wie für die Aufgabe vonnöten wären. Ob das bereits in Mirjas Leben so seit sei, das stünde gleichfalls noch in den Sternen. Auch hätten noch wesentlich mächtigere Wesen ein gehöriges Wort mitzureden. Bis dahin aber müsse Mirja das Auge in ihre Obhut nehmen. Auch könne sie die einen großen Teil der Kräfte einsetzen die dem Auge innewohnten. Diese Einsätze dürfen nur nicht jemandem vorsätzlich schaden. Das konnte Mirja so unterschreiben. Heilerische Kräfte nutzen war nach ihrem Sinn. Sie hoffte aber auch darauf das man ihr bei den Einsätzen des Auges von Tir na nog im Falle des Falles beratend zur Seite stand.

Mirja, Manannan und der ältere Gott unterhielten sich noch einige Zeit über das Tragen des Auges von Tir na nog und was es alles zu leisten in der Lage wäre. Dann trennten sich die Wege. Mirja trug das Auge von Tir na nog an einer Kette am Hals und wurde von Manannan wieder zurück geführt. Auf dem Weg teilte Manannan Mirja einiges aus seinem Leben mit und was Druiden wirklich waren und taten. Mirja kam dabei aus dem Staunen nicht heraus. In vielen Büchern und der Schule hatte man ihr bisher eigentlich nur mitgeteilt das Druiden Eichenkundige waren, die Kelten im Recht und Gesetzt berieten und bei Bedarf auch mal einen Heiltrank zusammenbrauten. Das waren die wirklichen Druiden nur nach aussen. Unter sich war das, was sie nach aussen hin vorgaben, nur ein sehr, sehr kleiner Teil. Zur Zeit wäre Mirja auch nur eine angehende Druidin in Ausbildung. Das aber schon in einem Umfang der zuvor nur von wesentlich höher stehenden Mitgliedern der Druidenzirkel eingenommen worden war. Zum Abschluß der Unterhaltung teilte Manannan Mirja mit das es langsam an der Zeit wäre Avalon wieder zu verlassen. Dann schickte er die Traum-Mirja zurück.

Mirja erwachte und fühlte sich wie gerädert. Ein leuchten an ihrem Hals stoppte aber ein weiteres Nachdenken über ihren Zustand. Sie griff nach dem Ding, das da so hell leuchtend auf ihrer Brust lag. Als sie es berührte, verstand sie alles. Es war das Auge von Tir na nog und sie war ab sofort die rechtmäßige Trägerin, die über die Kräfte des Anhängers gebot. Er wäre für alles einsetzbar was sie damit tun wollte. Ob es aber immer das war, was sie damit in der aktuellen Situation auch tun sollte, das musste sich dann zeigen. Abgesehen davon, das war Mirja bewußt, ob man etwas kann ist die eine Seite der Medaille. Hingegen das denkbare Können auch in die Tat umsetzen, das war schon etwas, das man sich zu einigen Dingen sehr genau überlegen sollte. Mit dem Gedanken streckte Mirja sich wieder unter der Decke aus um fiel in einen traumlosen Schlaf.

Pünktlich wie die Maurer, mit Feierabend machen, holte der Wecker Mirja wieder aus dem Schlaf. Dieses Mal ging es aber nicht um das, was Mirja werden könnte sondern um die Schule. Muffelnd mühte sich die Geweckte aus den Kissen und schlurfte ins Bad. Nach einer kurzen Wäsche fühlte sich Mirja schon besser. Um aber mit Hurra-Rufen in die Lehranstalt zu rasen reichte es aber noch lange nicht. Stattdessen kleidete sie sich für den Schultag an und schlenderte zu ihren Eltern in die Wohnküche. hier ließ sich Mirja das Frühstück schmecken. Ihre Mutter machte Mirja nach einer Weile darauf aufmerksam, das es allmählich an der Zeit sei. Mirja verstand. Nach einem letzten großen Schluck aus ihrer Teetasse griff sie zum Schulranzen und machte sich auf den Weg zum Bus. Erstaunlicher Weise kam sie sogar mal überpünktlich an die Haltestelle. Hier warteten bereits ihre Freundinnen und begrüßten sie. Mirjas Laune wurde besser und sie erzählte ihren Schulkameradinnen davon was sie in der Nacht erlebt hatte. Klar glaubte man ihr nicht. Doch nachdem Mirja den Anhänger, das Auge von Tir na nog, zeigte, sah das Nichtglauben schlagartig anders aus. Auf er Fahrt konnte Mirja aber trotz allem nicht an sich halten. Sie sorgte dafür das ihre neue Errungenschaft in ihren zusammengelegtem Händen etwas leuchtete. Ihre Freundinnen staunten und wollten auch einmal ihr Talent austesten. Es gelang ihnen natürlich nicht.

Die Stunden in der Schule quälten sich, wie gewohnt, in Zeitlupe dahin. Das Lernen klappte auch nicht so, wie es sollte. Aber alles hat zumindest einmal ein Ende. Manches auch zwei, aber Schule und Wurst ist ein ziemlich hinkender Vergleich. Die Heimfahrt gefiel Mirja und ihren Freundinnen schon besser. Dort, wo Mirja aussteigen musste, verabredeten die Freundinnen ein Treffen für den Nachmittag. Wie man die Zeit verbringen wollte, das stand noch nicht fest.

Mirja beeilte sich mit dem Essen. Dann wartete sie in ihrem Zimmer auf ihre Gäste. Darüber machte sie sich Gedanken was man während des Zusammenseins anstellen könnte. Sehr lange brauchte Mirja aber nicht alleine Nachdenken. Ihre Freundinnen läuteten. Nachdem Mirjas Mutter ihnen geöffnet hatte rannten die zwei Besucherinnen an ihr vorbei und stürmten zu Mirja ins Zimmer. Hier angekommen wollten sie endlich wissen welche Schätze Mirja wirklich mittlerweile gehortet hatte. Nur immer Berichte davon zu hören war zwar etwas, aber die Dinge auch einmal in die Hand nehmen können, das war schon etwas gänzlich anderes.

Mirja holte ihre Beutestücke, Stab, Sichel und Auge von Tir na nog. Ihre Freundinnen ergriffen vorsichtig die magischen Gegenstände und konnten kaum glauben das ihre Freundin so etwas im Besitz hatte. Doch wirklich neidisch waren die zwei nicht. Schließlich hatte Mirja die Dinge bekommen und das, so war Monique und Kim bewußt, hatte auch seine Gründe. Man kannte diese zwar noch nicht genau, aber wer kannte schon alles. Mirja, Kim, Minique und Sandra, die momentan wegen einem Beinbruch im Krankenhaus lag, bestimmt nicht. Dafür wußten die Mädchen aber was man tun konnte. Sie beschlossen eine Truhe für die Dinge zu bauen. Wo man dann schon dabei war, so ließ sich der Aufbewahrungskasten auch gleich etwas größer machen. Vielleicht würde Mirja noch das eine oder andere von ihren Helfern in oder aus Avalon bekommen das auch noch einen besonderen Platz benötigte.

Mirja wandte sich wegen Geld für den Plan an ihren Vater. Der war auch gleich einversanden und legte den Mädchen nahe zunächst eine Zeichnung anzufertigen. Anhand dieser ließen sich dann Maße für die Idee ausarbeiten. Rasch war Papier, Bleistift und Taschenrechner auf dem Tisch. Dann ging es los. Kim, die am besten frei Hand zeichnen konnte hatte schnell ihre Aufgabe. Rasch hatte sie einen ersten Entwurf auf dem Blatt. Ihre Freundinnen brachten noch einige Anregungen vor. Diese arbeitete Kim zügig in die Skizze ein. Dann ging es an die Maße der Truhe. Sie sollte zwar nicht gleich eine riesige Schatzkiste werden aber eine Schatulle wäre absolut nicht für das, was geplant war, geeignet. Mirjas Vater half beim Errechnen der Maße aus. Er war Archäologe und wußte wie groß solche Gerätschaften mindestens werden mussten. Als dann alle Vorarbeiten erledigt waren ging es ans Einkaufen. Zusammen mit Mirjas Vater wurde der Holzhandel überfallen und gemeinsam suchte das Mädchentrio das benötigte zusammen. Wieder bei Mirja zurück ging es ans Zusammenbauen. Mirjas Vater bremste die Mädchen. Er erklärte ihnen das man weitere Vorarbeiten erledigen musste. Anschließend ging es Schritt für Schritt weiter. Zusägen, Löcher für Holznägel und Schrauben bohren, Anzeichnen für Verschönerungen, Ausarbeiten der Dinge und schon einmal ein grobes Zusammenbauen. So ließ sich verhindern das nachher bei der endgültigen Montage etwas nicht da war, wo es hin sollte.

Gegen Abend hatte man die Schatztruhe im Rohbau fertig. Das Anstreichen und Auskleiden der Laden, vor der Fertigstellung, sollte in den nächstgen Tagen erfolgen. Das erledigte die Mädchengruppe auch nach und nach. Dann war die Schatzkiste fertig. Mirja und ihre Freundinnen trugen die Kiste aus der Bastelstube von Mirjas Vater in Mirjas Zimmer. Bevor es zum Abschluß kam, wurden von Mirja Kerzen in Pentagrammform um die Kiste aufgestellt und entzündet. Dann holte Mirja ihre Besitztümer. Mit einer gewissen Demut vor den Stücken legte sie diese in die dafür vorgesehenen Laden. Alles passte wie angegossen. Es schien als würden Sichel und Auge mit der Wahl einverstanden sein und als Zustimmung schwach aufglühen. Zu etwas vorgerückter Stunde verabschiedeten sich Mirjas Freundinnen nach der Fertigstellung und Einweihung der Schatzkiste und sie blieb allein in ihrem Zimmer. Hier ließ Mirja die Dinge noch etwas auf sich einwirken. Dann begab sie sich zu Bett und schlief schnell ein.