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Mirca, der Engel

Engel?

Gibt es die wirklich?

Tja, die Frage ist gut.

Erwachsene bestehen auf NEIN. Kinder hingegen auf JA. Kirchendiener schließen sich den Kindern mit JA an, hhaben aber eine eigenen Vorstellung von den himmlischen Wesen.
Nun was stimmt denn eigentlich? Es verhält sich nun mal so:
Ist man ein Kind, dann sind Augen, Ohren und andere Wahrnehmungsorgane noch gut in Schuss. Meistens jedenfalls. wird man älter, dann muss halt der Glaube her- oder hinhalten. Was hingegen die Kirche wirklich glaubt, das sollte sie schon selbst offenbaren. Aber nichts desto trotz, wollen wir doch einmal etwas von dem lesen, was Mirca erleben durfe.

Mirca hatte den Kindergarten hinter sich gebracht. Seine Mutter schlug ihm nach dem Mittagessen vor, sich etwas auszuruhen und bot ihm an eine Geschichte vorzulesen. Mirca willigte etwas enttäuscht ein. Seine Mutter klopfte einige Kissen auf der Couch zurecht und lud ihren Sprößling ein es sich gemütlich zu machen. Mirca tat es etwas widerwillig, doch dann gefiel es ihm zwischen den Kissen ganz gut.

Mircas Mutter holte, während er sich auf der Cousch zurecht rückte, ein dickes altes Buch aus dem Schrank. Mirca sah es mit großen Augen an. Bücher kannte er ja. Das hier aber war ihm völlig neu. Bevor er aber fragen konnte, legte seine Mutter ihren Zeigefinger über ihren Mund. Mirca verstand. Er nickte und kuschelte sich tiefer in die Kissen. Danach sah er zu wie seine Mutter etwas im Buch blätterte. Vermutlicht suchte sie einen besonderen Text. Wenig später erfuhr Mirca, was seine Mutter gesucht hatte. Es war eine Geschichte über Engel, die sich auf der Erde aufhielten und sich um Menschen, Tiere und Pflanzen kümmerten. Lange konnte er den Worten seiner Mutter nicht lauschen. Er schlief ein.

Seine Mutter beobachtete den Schläfer beim Lesen noch einige Minuten, dann legte sie das Buch zur Seite und widmete sich der noch notwendigen Hausarbeit. Mirca begann derweil zu träumen. Im Schlaf sah er sich von hellem Licht umgeben. Genau so, wie es zuvor in der Geschichte bei den Engeln war. Der Traum war aber noch nicht beendet. Mirca traf in seinem Schlaf auf verletzte Tiere und Pflanzen, denen man Äste abgeknickt oder sie mit einer Säge verletzt hatte. Auch begegneten ihm verletzte Menschen. Wann immer er ein der Hilfe bedürftiges Wesen oder mißhandelte Pflanzen sah, konnte er zu seinem Erstaunen irgendwie helfen. Wunden schlossen sich wenn er seine Hände auflegte, Brüche oder andere Arten von Verletzungen heilten dabei wie von selbst. Bei Pflanzen verschorften die beschädigten Teile fast im Handumdrehen und es begann sich neue Borke zu bilden. Kurz gesagt, Mirca fühlte sich in seinen Traumbildern wie ein großer Magier, Zauberer oder Engel, der jede Mißhandlung ohne Probleme heilte wenn er es wollte.

Mirca wurde irgendwann von seiner Mutter geweckt. In leisem Ton ließ sie ihn wissen, das es allmählich Zeit zum Abendessen sei. Mirca schüttelte erstaunt den Kopf und konnte kaum glauben, das er so lange geschlafen haben sollte. Es war aber so. Mirca verließ sein Lager, ging ins Bad und wusch sich dort Gesicht und Hände. Danach begab er sich zu seiner Mutter in der Küche und setzte sich an den Tisch. Während sie das Essen genossen, berichtete er über seinen Traum. Mircas Mutter lächelte. Ihr war es damals, als ihre Mutter ihr diese Geschichte erzählt hatte, auch nicht besser ergangen. Nach dem Essen fragte Mircas Mutter ob er noch etwas aus dem Buch vorgelesen haben mochte. Mirca willigte rasch ein. So erfuhr Mirca weitere Details aus der Geschichte. Er durfte auch etwas länger wach bleiben, als es üblich war. Doch wie es so ist, irgendwann siegt die Müdigkeit und der Schlaf verlangt sein Recht.

Mirca wechselte müde die Kleidung und warf sich in seinen Schlafanzug. Danach begab er sich zu Bett. Schnell schlief er ein und sein Traum setzte sich fort. Erneut kümmerte Mirca sich wieder um kranke Tiere, Menschen und geschädigte Pflanzen. Während er es tat, wurde es immer heller um ihn herum und eine ihm unbekannte Person näherte sich. Mirca stoppte sein geträumtes Tun und sah dem Unheimlichen entgegen. Wirkliche Angst hatte er zu seinem Erstaunen aber nicht. Es kam ihm nur irgendwie unreal vor und er fand vorerst keine Erklärung dafür. Die sollte aber schnell kommen. Die unbekannte Person stoppte nahe von Mircas Traumgestalt und sah lächelnd zu ihm herunter. Dann erklärte sie sich.

Mirca erfuhr wer sein Gegenüber war. Den Worten nach ein echter Erzengel, Izrafil. Mirca kannte bisher nur Michael, Gabriel, Uriel und Ariel. Diese vier waren aber nicht die Einzigsten, die in der Wirklichkeit existierten. Mirca nahm es aber vorerst so hin, wie es war. Während er den folgenden Worten lauschte, wuchs sein Verstand für die Dauer der Unterhaltung. Weiter erfuhr er, das für ihn, Mirca, etwas Besonderes geplant war. Er solle, wenn er weiterhin nach himmlischen Werten handelte, auch zu einem Engel werden können. Mirca schluckte bei dieser Offenbarung. Als Mensch zum Engel werden und dann noch in seinem Alter. Innerlich fragte Mirca sich ob er nicht doch träume oder sein Kakao einen geheimgehaltenen Zusatz enthalten haben mochte.

Izrafil konnte sich den Zwiespalt in seinem menschlichen Gegenüber gut vorstellen. In menschlicher Vorstellung waren Engel Wesen mit schier unermeßlicher Macht. Wenn sie diese denn nutzen würden. Sie taten es aber nicht und wenn, dass hielten sich damit möglichst zurück. Gut. Das eine oder andere kleine Wunder war schon mal drin, aber mehr erlaubten sich Engel nicht und schon gar nicht wenn ihr oberster Chef, Gott, oder seine unmittelbaren Vertreter, es nicht ausdrücklich erlaubt oder genehmigt hatten.

Izrafil teilte Mirca weiterhin mit, wie sich die Angelegenheit für ihn entwickeln sollte. Mirca würde sich auch in Zukunft um kranke und verletzte Tiere, Pflanzen und Menschen kümmern. Bei dieser Arbeit könne er Kontakt mit dem Schicksalsengel aufnehmen um die Erlaubnis zu bekommen größere Blessuren oder schwere, beziehungsweise unheilbare Krankheiten zu heilen. An die folgende Antwort hätte er sich unbedingt zu halten. Auch dürfe er sich keine so genannte Untat leisten. Kleine Schnellheilungen seien aber erlaubt, jedoch sollten diese nicht die Regel werden.

Mirca, dessen Verstand im Moment dem eines viel Älteren entsprach, dachte kurz nach. Dann gab er zu bedenken das er ein Mensch sei und die seien nun mal, seiner Meinung nach, weder Engel noch Hellseher. Er wolle sich aber bemühen den Spielregeln gerecht zu werden. Der Ausgang läge aber nicht allein in seiner Hand. Damit konnten Izrafil und seine Auftraggeber für den Moment leben.

Izrafil vollendete seinen Auftrag indem er Mirca seine Hand auf den Kopf legte, die Augen schloß und die für den neuen Engel gedachten Kräfte übergab. Zum Abschied teilte Izrafil Mirca noch mit, das er vorerst ein Anwärter für den Engel zehnter Ordnung sein würde. Ob und wie er in der Engelhierarchie aufsteigen würde, das müsse Mirca sich erarbeiten. Danach wandte Izrafil sich um und ging auf seine, ihm eigene, Weise. Darüber wurde es für Mirca wieder dunkler bis es ihm normal vorkam.

Mirca erwachte und fühlte sich putzmunter. Gerade so als könne er Bäume ausreißen. Nach einem kurzen Recken verließ er das Bett. Dabei spürte der Aufsteher das da etwas nicht stimmte. Er war aufgestanden wie immer. Heute aber mußte er dabei jedoch irgendwie mehr Kraft eingesetzt haben. Dann fiel ihm der Traum ein und fragte sich ob der etwas damit zu tun gehabt haben konnte? Wer weiß das schon. Der Himmel hat schon immer so seine eigenen Spielregeln gehabt und die Menschen mußten sich ungewollt daran halten.

Während Mirca darüber nachdachte erledigte er seine morgendliche Toilette, zog sich für die Schule um und gesellte sich zur Mutter an den Frühstückstisch. Im Anschluß ging es so weiter das Mirca sein Leben zwischen Mensch und Engel teilte. Ob das nach Wunsch der Himmlischen gelang, entzog sich seiner Kenntnis. Allerdings heilte er auch weiterhin alle, die geheilt werden wollten es er es durfte. Da spielte es keine Rolle ob Tier, Mensch oder Pflanze.

Wie lange Mirca seine Fähigkeiten behielt, vielleicht läßt Mirca uns ja noch etwas an seinem weiteren Leben teilhaben in dem es darum geht, ob es für ihn die himmlische Hierarchie hinauf oder hinunter gegangen ist, oder ob er mit ihr gebrochen hat........
Wir werden lesen, wenn er uns läßt.