Sagen

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Die Sage vom Drachenfels

Vor langer Zeit, als die Wälder noch dichter waren und die Berge ihre Geheimnisse bewahrten, lebten die Zwerge vom Drachenfels. Diese kleinen Wesen, kaum größer als ein Menschenschenkel, hatten ihre Heimat tief in den Höhlen und Gängen des majestätischen Drachenfelsens gefunden.

Der Drachenfels, ein imposanter Berg am Ufer des Rheins, ragte hoch über das Tal empor. Seine schroffen Klippen und die geheimnisvollen Nebel, die ihn umhüllten, verliehen ihm eine Aura des Mysteriösen. Die Zwerge glaubten, dass der Berg von einem uralten Drachen bewacht wurde, einem Wesen von unermesslicher Weisheit und unvorstellbarer Macht. Die Zwerge waren fleißige Handwerker und begnadete Schmiede. In ihren Werkstätten formten sie kunstvolle Rüstungen, funkelnde Juwelen und magische Artefakte. Doch ihr größtes Geheimnis war das Drachenhorn, ein Horn, das aus dem Schädel eines echten Drachen gefertigt war. Es hieß, dass derjenige, der das Horn blies, die Macht über die Elemente und die Geister der Natur erlangen würde.

Eines Tages wagte sich der junge Zwerg Gimlin tief in die Eingeweide des Drachenfelsens. Er folgte den uralten Tunneln, die von den Vorfahren der Zwerge gegraben worden waren. Sein Herz pochte vor Aufregung, denn er suchte nach dem legendären Drachenhorn. Die Legenden besagten, dass es tief im Herzen des Berges verborgen lag. Gimlin kämpfte gegen die Dunkelheit und die eisigen Winde. Seine Fackel flackerte, als er eine gewaltige Kammer erreichte. Dort, auf einem steinernen Altar, lag das Drachenhorn, funkelnd und mächtig.

Gimlin griff danach und blies hinein. Ein ohrenbetäubender Klang erfüllte den Raum, und die Wände bebten. Plötzlich erschien der Drache. Seine Schuppen glänzten wie poliertes Gold, und seine Augen leuchteten wie Sterne. „Warum wagst du es, das Horn zu blasen?”, donnerte der Drache. „Nur der Auserwählte darf seine Macht nutzen.”. Gimlin kniete nieder. „Großer Drache, ich suche Weisheit und Stärke für mein Volk. Wir sind die letzten der Zwerge, und unsere Zeit neigt sich dem Ende zu.” Der Drache musterte Gimlin. „Du bist mutig, kleiner Zwerg. Ich werde dir eine Aufgabe stellen. Finde die verlorenen Runen des Drachenfelsens und bringe sie mir. Nur dann wirst du die wahre Macht des Horns entfesseln können.” Und so begann Gimlins Quest.

Er durchstreifte Wälder, durchquerte reißende Flüsse und bestieg schneebedeckte Gipfel. Überall suchte er nach den uralten Runen. Dabei traf er auf Elfen, Kobolde und andere magische Wesen, die ihm halfen oder ihn auf die Probe stellten. Schließlich kehrte Gimlin zum Drachenfelsen zurück. Die verlorenen Runen in der Hand, blies er erneut ins Drachenhorn. Ein gewaltiger Sturm erhob sich, und der Berg bebte. Die Erde spaltete sich, und aus den Tiefen stiegen die Geister der Ahnen empor. Der Drache nickte zufrieden. „Du hast die Prüfung bestanden, Gimlin. Nun wirst du die letzte Hoffnung der Zwerge sein. Nutze die Macht des Horns weise und beschütze unsere Welt.” So wurde Gimlin zum Hüter des Drachenhorns. Die Zwerge gediehen, und der Drachenfels blieb ein Ort des Geheimnisses und der Magie. Dank eines mutigen Zwergs und seines unerschütterlichen Glaubens an das Unerreichbare.