Vom Beginn der Sternguckerei
Vor lange, langer Zeit. So vor drei oder vier Eiszeiten hatten in einem Tal, nahe des heutigen Bodensees, einige Familien der so genannten Jägerkaste so richtig Glück in ihrem, ansonsten mit Arbeit reichen, Leben. Aus einem ihnen nicht bekannten Grund verlegten jagdbare Wildtiere ihre Wanderpfade so, das diese Pfade fast vor dem Höhlenausgang der Familien vorbei führten. Das machte das Jagen leicht und sorgte gleichzeitig für ein gewisses Mehr an Freizeit. Da Jäger aber nie sonderlich lange ruhig sitzen können, suchten sich die Schwächeren der Familien eine sinnvolle Beschäftigung. Zunächst probierten sie es mit der Suche nach Zutaten, die in der Umgebung wuchsen und sich dazu eigneten das Essen besser schmecken zu lassen. Sehr lange konnten sie sich die Zeit damit jedoch nicht vertreiben. Da machte es auch nicht viel, das in verschiedenen Jahreszeiten andere Pflanzen zur Verfügung standen.
Von allen Pflanzen und Bäumen, so zeigte es sich, waren mal Wurzeln, mal Stängel oder auch Blätter oder Blüten dazu geeignet um das Essen so zu würzen, das man gerade bevorzugte. Anderes hingegen erwies sich im Sinne der Sache als völlig ungeeignet. Doch völlig aus dem Rennen wurden diese Pflanzen oder Teile von nicht geworfen. Man legte alles zur Seite und wartete erst einmal ab ob man nicht doch noch etwas davon für Anderes verwenden konnte.
In dieser Gruppe von Jägerfamilien gab es auch einige die ihre Freizeit, dem Anschein ihrer Jagdgenossen nach, mit völligem Blödsinn verbrachten. Sie warteten auf den Abend und sahen nach oben. Für Verständnislose ist es auch nicht einfach zu begreifen was es da zu sehen oder beobachten gibt. Man kannte in der Gruppe zwar einige Geschichten über größere oder erlöschende Himmelspunkte. Wozu aber ein Beobachten gut sein solle, das entzog sich der Kenntnis der meisten Familienmitglieder.
Die „Hochseher” ließen sich aber nicht beirren und machten mit ihrem Tun weiter. Mal fiel dem einen auf, das ein Himmelspunkt immer an dem Punkt in der Umgebung zuerst zu sehen war. Dann folgte das Erkennen, das ein anderer dieser Lichtpunkte an einem anderen Geländepunkt aus dem Sichtfeld verschwand und erst viele Mondaufgänge später an anderer Stelle wieder auftauchte. Die „Hochseher” verfassten ihre Beobachtungen in Geschichten, die sie in ihren Familien immer wieder aufs Neue erzählten. Ab und zu wurden diese Geschichten verändert da sich auch die Grundlagen änderten.
Nach vielen neuen Mondaufgängen stellte einer der „Hochseher” fest, das es den Anschein hatte, das die mittlerweile so genannten „Himmelslichter” sich zu Tierbildern gruppierten. Gut, die Darstellungen hatten mit den Höhlenbildern, die von den Schamanen für Jagdzauber und Besänftigungsbeschwörungen genutzt wurden, nicht wirklich konkurrieren können, aber man konnte klar erkennen das die Tiere mit etwas gutem Willen zu erkennen waren. Das begann es für die „Hochseher” einfacher zu machen.
Wenn etwas Besonders zu sehen war, dann ließ es sich jetzt für alle klar darstellen. So im Sinne: Neuer Punkt im Bild des Dudos. Oder wenn das Bild des Mammuts dort zu sehen ist, dann sind es noch wenige Mondaufgänge bis diese Tiere wieder im Tal auftauchen. Klar hatte man damals andere Namen für diese Vögel oder Mammuts, aber ich war ja auch nicht dabei alsdiese Entdeckung gemacht wurde. Unter den „Hochseher” gab es aber noch eine Gruppierung die sich mit den “Himmelsbildern” allein nicht abfinden wollten. Sie versuchten ihren eigenen Einfall zu beweisen. Es ging darum das bestimmte Himmelslichter anzeigen sollten wie sie Neugeborenen aus den Jägerfamilien einmal werden sollten. Im Sinne von „Geburt im Bild des Höhlenlöwen, dann wird er mutig oder stark”. Im Laufe der Mondauf- und Monduntergänge zeigte es sich, das diese Kurzfassung der Idee, nur bei wenigen Neugeborenen in deren weiteren Leben funktionierte.
Die Gruppen der „Hochseher” mußten ihre Entdeckungen aber immer wieder korrigieren oder komplett vergessen. Schließlich waren Lichter des Himmels zwar für manches gut zu gebrauchen, aber nicht immer gaben sie das wieder, was in sie hineingedacht wurde. Besonders die „Hochseher”, die sich mit dem Wesen von Neugeborenen im weiteren Leben im Zusammenhang von Tierbildnissen zur Geburtszeit der neuen Familienmitglieder befassten, hatten so ihre liebe Not mit dem Verfassen von Lebensbeschreibungen. Ein gewisser Teil begann in die Beschreibung zu passen, aber so richtig beschrieb der Stand der leuchtenden Himmelspunkte es nicht. Damit war ihnen klar das entweder ihre Idee nicht taugte oder sie vieles ungenau ansahen oder halt nicht beachteten. Vielleicht deuteten sie ihre Sichtungen auch einfach nur falsch. Es mochte aber auch sein, das die Grundlagen der Beobachtungen korrekt waren aber die anschließende Auswertung von allen Sichtungen hakte.
Also stellte man vorerst einmal die Auswertung von Geburtszeit und der zugehörigen Beschreibung an die Seite und mache sich daran das Wissen, was man glaubte zu haben, zusammenzutragen und gründlich zu besprechen und neu zu bewerten. Während die einen „Hochseher” sich über ihre Sichtungen Gedanken machte und mal eine Idee verwarf oder andere Einfälle als gesichert betrachtete, machen die anderen „Hochseher” auch ihre Entdeckungen. Hin und wieder traf ein Mitglied der einen Gruppe auf eines der anderen Gruppierung. Das dabei nicht nur Belangloses ausgetauscht wurde war eigentlich klar. Man machte sich auch mal übereinander lustig oder erklärte eine Erkenntnis als Unfug. Kurz gesagt, schon damals konnten sich die verschiedenen Gruppierungen der „Hochseher” nicht sonderlich gut ausstehen und betrachtete das Wissen der Anderen als Dumpfug. Nichts desto trotz mussten beide Hauptgruppen, ob sie nun wollen, oder nicht, erkennen das die jeweils andere Gemeinschaft doch in einigen Dingen Recht hatte.
Zugeben wollte es man damals schon nicht. Da ist man auch heute noch nicht viel weiter. So blieb es dann auch. Namen von Sternbildern änderten sich. Die Beschreibungen der Sternkonstellationen bei der Geburt blieb auch nicht gleich und die Auswertungen änderten sich gleichfalls immer wieder. Die heute so genannten Astrologen waren denn auch gezwungen das anzuerkennen, das die Sterne und Planeten hin und wieder ihre Entsprechungen änderten oder erweiterten. Manchmal wurden Sterne oder auch Planeten oder größere Planetentrümmer gefunden die, dem Anschein nach, ihren Einfluß in die heute so genannten Horoskope einfließen lassen und diese Auswertung der heiß geliebten Himmelskonstellationen veränderten.
Die Astronomen hingegen mußten in ihrem Bild des Himmels aber auch so manche Schlappe hinnehmen. Sie waren gezwungen den Astrologen Tribut zu zollen wenn von diesen ein Himmelskörper für die Horoskope gebraucht wurde und der dann prompt auch einen Entdecker fand. Dieser Wissensaustausch fand verständlicher Weise hauptsächlich im Geheimen statt, da man sich nicht eingestehen wollte das der Andere, aus der anderen Fraktion, doch Recht hatte. Manchmal wurde dieses Wissen in der Fachliteratur bekannt gemacht. Dann aber so, das es nicht als Neues für andere Dinge anzusehen war, sondern, je nach Veröffentlicher, entweder für die Astrologie oder die Astronomie zu werten war. So sind sich seit damals die Astrologen und die Astronomen einander nicht grün und werfen sich immer wieder einander den Ball der Stümperei und Pseudowissenschaft zu statt sich an einen Tisch zu setzen und vorurteilsfrei ihr Wissen zu verbinden. Beide Fraktionen würden staunen was aus ihrem jeweiligen Halbwissen heraus käme. Die eine Seite könnte die Auswertung von Horoskopen gründlich verbessern und die andere Seite hätte, vielleicht unter anderem Namen, für vieles eine Erklärung für das sie im Moment Formeln benötigt, die ganze Bücher füllen.