Der Brunnen von Blomberg
Brunnen gibt und gab es an vielen Stellen und Orten. So wollte auch Blomberg einen haben. Er sollte an zentraler Stelle, möglichst dem Marktplatz, sein. Also suchte man Männer, die wussten wie man das macht. Klar. Löcher graben war kein Problem. Einen Brunnen, das war schon eine etwas andere Nummer.
Nach einigen Wochen der Suche, standen dann die Fachleute bereit und teilten mit, was alles an Material und sonstigen Dingen gebraucht werden würde. Die Stadtväter von Blumberg sagten die Lieferung vom Baumaterial zu und stellten schon einmal bereit, was in der Stadt zur Verfügung stand. Der Rest des Erwünschten sollte, sobald es geliefert werden konnte, an die Baustelle gebracht werden. Also richtreten die Brunnenbauer alles für ihre Bedürfnisse her und räumten nach und nach erste Bodenschichten zur Seite. Danch macchten sie sich an die wirklich harte arbeit und gruben mit Vorsicht in die Tiefe. Je tiefer sie gruben desto umfangreicher wurden die Sicherungsarbeiten. Auch wuchs die Arbeit mit der notwendigen Brunnenwand, die ordentlich gemauert wurde.
Meter um Meter ging es in die Tiefe. Je weiter man unter die Oberfläche kam ging es wegen der umfangreicheren Arbeit natürlich langsamer von statten. Man hatte selbstredend wenig im Sinn mit Pfusch, da in der Vergangenheit schon einige Kollegen der Bruunnenbauer an den Folgen von unsicherer Arbeit umgekommen waren. Daher wurde der Brunnen auch nicht billiger, sondern teurer.
Nach einiger Zeit und viel Arbeit gelangte man endlich in die Nähe des Grundwassers. Bevor die Gräber in diese Erdschichten vorstoßen wollten, war für sie eine Kontrolle von Gerüst, Aufzug, Werkzeug und Brunnenwand angesagt. Dann ging es wieder in die Tiefe um den Brunnen zu vollenden. So schnell es das sichere Graben in der Erde und im steigenden Wasser zuließ, wurde der Brunnen vollendet. Auch hatte man Glück damit ausgerechnet an dieser Stelle gegraben zu haben. Als man nämlich den Boden begradigte, gab dieser nach und eine Wasserlinse im Erdreich wurde freigelegt. Die Männer, die am Boden arbeiteten, traten rasch noch einiges vom Untergrund weg. Dann sahen sie zu, dass die den Schacht verließen. Nicht selten verhielt sich das Wasser dieser Wasserlinsen nur für kurze Zeit ruhig. Danach füllte es, so die bisherige Erahrung der Arbeiter, fast schlagartig etwa die Hälfte des Brunnenschachtes auf. Oft genug wurden bei den dabei auftretenden Wirbeln Arbeiter in die Tiefe gezogen und kamen im Wasser um. Auch tauchten sie trotz langer Suche nicht wieder auf.
Hier und heute hatten alle schnell genug gehandelt. Zwar stieg der Wasserspiegel rasant, aber er traf nicht auf einen der Brunnenbauer. Nachdem alle aus dem Schacht waren, räumten sie ihren Arbeitsplatz noch ab und verließen die Stadt. Ihnen war ja bekannt das manchmal die Auftraggeber ihre eigene Meinung durchsetzen wollten. Das galt es rasch zu verhindern. Die Blomberger waren aber froh über den neuen Brunnen. Sie gaben ein Fest und hofften darauf, das der Wasserspender lange funktionierte um immer gutes Trinkwasser zu liefern. Das tat der Brunnen dann auch. Allerdings hatte man mit dem Öffnen der Wasserlinse einen Wassermann in seiner Ruhe gestört. Da der aber nicht unbedingt gewalttätig war, wollte er den Menschen eine Chance geben um sich mit ihm irgendwie zu arrangieren. Aus diesem Grunde ärgerte er die Leute, die am Brunnen ihr Wasser holten, zu Beginn.
Viel Zeit verging nicht, bis die Blomberger genug vom Schabernack hatten und um Hilfe nachsuchten. Zunächst durfte es die örtliche Kirche versuchen. Dabei kam nichts Besonderes heraus und die Ärgernisse wurden fortgesetzt. Weitere Hilfe durften höhere Kircheninstanzen bringen. Auch das blieb vergebene Liebesmühe. Der Wassergeist trieb weiterhin seine Art von Späßen.
Um doch noch ohne Schwierigkeiten und Belästigungen an Wasser zu kommen, dehnte man die Suche aus und versprach auch noch angemessenen Lohn. Es kamen viele, die es versuchten. Den Erfolg gab es kaum und wenn, dann nur für kurze Zeit. Nach vielen Fehlversuchen meldete sich ein Mann, dem magisches Wissen und Können nachgesagt wurde. Rasch fand er die Ursache für die Blomberger Probleme. Das mit der Lösung war schon nicht mehr so einfach. Dennoch suchte er weiter nach einer Hilfe für seine Auftraggeber. Nach einiger Zeit ließ sich der vermeintliche Magier in den Brunnen hinab bringen und traf am Grunde auf den Wassermann. Eine Weile führten sie ein Streitgespräch mit ordentlich hin und her. Dann zügelte sich der Nix und führte mit seinem Gesprächspartner eine angenehmere Unterhaltung. Am Ende willigte der Wassermann in einen Kompromiss ein. Er sollte eine Gattin bekommen und dafür in Zukunft Ruhe geben. Zukunft sollte nach der Abmachung heißen, bis das die Stadt Blomberg aufgegeben werde oder der Brunnen nicht mehr gebraucht würde. Der Wassermann verlangte aber zusätzlich dass seine Zukünftige eine Menschenfrau im hochzeitsfähigem Alter sein müsse. Also, wie es in dieser Zeit noch üblich war, so zwischen 10 und 20. Gut. Geschenkt. War aber damals so.
Der Magiekundige kehrte wieder an die Oberfläche zurück. Dann erholte er sich etwas bevor die Blomberger Bürger die gute oder schlechte Nachricht bekamen. Nach der Mitteilung verließ der Nachrichtenüberbringer den Ort. Er wollte mit dem Fortgang der Sache nichts mehr zu tun haben. Schließlich gab es schon immer Probleme bei der Überbringung von eventuell schlechten Nachrichten mit dem zuvor versprochenen Lohn. Gut gemacht. Da die Blomberger nicht viel Zeit mit dem Verdauen der Mär verbrachten versuchten sich am Überbringer schadlos zu halten. Nur fanden ihn aber nicht mehr.
Nun wussten sie zwar um was es ging um wieder Ruhe im Ort zu haben, aber wen sie mit dem Nix vermählen sollten, das stand noch in den Sternen. Viele Beratungen später hatte man dann doch verstanden das die Menschen in einigen Dingen nachgeben mussten So suchte man, notgedrungen, eine Willige um sie mit dem Nix zu verheiraten. Einige Wochen der Brautschau vergingen, dann zeigte sich eine junge Blombergerin bereit. Schnell kleidete man sie ein und geleitete sie zum Brunnen. Hier spielte man genehme Musik womit man natürlich und gewollter Weise den Nix störte. Um den Nix nicht endlos zu verärgern wurde die Braut im Wassereimer zum Wassergeist herabgelassen. Am Brunnenrand hörte man danach noch eine Weile Stimmen. Unten hingegen klärten Wassermann und Braut wie es für die weitergehen sollte. Am Ende hob der Nix seine Gattin aus dem Eimer und ließ den Brautstrauß zum Zeichen der Zufriedenheit zurück.
Während die Blomberger den Eimer samt Blumen nach oben holten, sorgte der Nix dafür das ihm seine Braut nicht ertrank. Wie abgesprochen ließ der Wassermann fortan die Blomberger ihr Wasser ungestört holen. Seine Braut gebar ihm im Laufe der Zeiit einige Nix und Nixen, die sich ebenfalls im Wasser des Blomberger Brunnens tummelten. Im Laufe der Jahre wurde der Brunnen weniger und weniger gebraucht, bis man ihn sich schlußendlich selbst überließ. So griff dann der zweite Teil der Absprache und der Nix versiegelte den Zugang zu seinem Wasser wieder und bis heute gilt der Blomberger Brunnen als trockengefallen. Die Wassermänner und Wasserfrauen genossen wieder ungestört ihr Leben unter dem Brunnen von Blomberg.